Freitag, 19. Dezember 2014

Sicher verpacken

Im Zuge der Folientüddelei beim Treffen wurde mir folgende Frage gestellt: „Wenn du mit Knebel und Augenbinden versehen komplett in der Folie steckst, also auch der Kopf, wie weiß dann dein Partner, wenn es dir schlecht geht? Mit Safeword ist da doch nichts mehr.“ Spontan wollte ich darauf antworten: „Das merkt er.“ Eine äußerst unzureichende Antwort, wie ich damals schon fand. Hab ich ja auch nicht gesagt. Aber so recht wusste auch keine zufriedenstellende Antwort auf diese Frage zu geben, und sie beschäftigt mich bis heute. „Das merkt er“ ist eine Antwort, die nur für mich gilt. Ich habe mir bis dato noch nie viele Gedanken über das Thema Folie und Safeword gemacht. Die Mumifizierung hat sehr viel mit Vertrauen zu tun, und wenn der Kopf auch verpackt wird, erst recht. Für mich war die Komplettmumie lange nicht machbar, der Kopf war das Problem. Es war sozusagen meine persönliche Königsdisziplin und hat vor zwei Wochen das erste Mal geklappt. Darauf haben wir lange hingearbeitet, nachdem ich beim ersten Versuch unvermittelt eine Panikattacke bekommen hatte. Daraus resultierend weiß ich zumindest, dass mein Partner es sofort bemerkt und reagiert, wenn es mir schlecht geht.
Die eigentliche Frage ist also „Wie macht sich jemand in der Folie bemerkbar, der nicht so vertraut mit seinem Rigger ist?“
Gesetzt den Fall, dass sich beide nicht so gut kennen, sollte zumindest der Rigger einiges an Erfahrung mitbringen und wissen, was er tut. So kann er Risiken zumindest minimieren und grob einschätzen, was geht und was nicht. Da der Kopf erst zum Schluss in Folie gepackt wird, bleibt ja schon mal eine gewissen Zeit, in der der Rigger die Reaktionen und die (zugegeben minimale) Körpersprache seiner Begünstigten kennenlernen kann. Stimmt etwas nicht, fühlt man sich unwohl, spannt die Muskeln an und versteift sich. Das merkt man durchaus außerhalb der Folie. Kommt dann noch eine höhere Atemfrequenz dazu, sollte man schnell reagieren. Bis dahin kann aber auch noch jedes Safeword gesagt werden. Ist es dann soweit, dass der Kopf mit Knebel, Augenmaske und Folie versehen wird, sollte die Aufmerksamkeit auf Riggerseite nochmal um einiges ansteigen. Denn jetzt kann sich die Folieninsassin/der Folieninsasse weder artikulieren noch großartig bewegen. Geschweige denn etwas fallen lassen oder klopfen. Es bleibt dann ein Schütteln des Kopfes und Kehllaute (Hmhmhm) in verschiedenen Intensitäten und Tonlagen. Hierauf muss dann sofort reagiert werden. Zumindest mit der Befreiung des Kopfes, alles weitere ist personen- und situationsabhängig. Auf dem Weg zur Mumie kann und sollte auch immer wieder nachgefragt werden, ob alles OK ist. Das dient der Sicherheit beider Beteiligten und baut zugleich Vertrauen auf.
Davon ausgehend, dass alles gut läuft, ist diese Spielart eine der intensivsten für mich. Es ist die Königin der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins und der Hingabe. Gleichzeitig ist es wie eine Ganzkörperumarmung und wie ein Kokon, in dem man von der Außenwelt abgeschottet ist. Man kann entspannen und sich eine Auszeit von der Umwelt nehmen, wenn man denn gelassen wird.

Meet the perverts

Am letzten Wochenende war es mal wieder soweit: ein weiteres Treffen im Kreise meiner so lieb gewonnenen Perversen fand statt. Es war mein mittlerweile sechstes Treffen und für mich das bislang schönste.
Wir trafen uns in einem verschlafenen Örtchen im Süden Deutschlands. Die Location, ein ehemaliges Gasthaus, war nahezu perfekt. Jedes Paar hatte ein eigenes Zimmer, der Speiseraum war geräumig und gemütlich zugleich und es gab ein Raucher-Kaminzimmer. Der Garten mit Häuschen und großer Feuerstelle konnte wetterbedingt leider nicht genutzt werden, trägt aber gewiss dazu bei, dass diese Location ihren Platz auf der Liste der möglichen Gruppenhäuser recht weit oben bekommt.
Im ersten Stock befand sich ein saalähnlicher Raum, wie geschaffen für ein Fotoatelier, als das er auch am Samstag ausgiebig genutzt wurde. Im Nachhinein haben wir erfahren, dass die Blitze im Dunkeln trotz zugezogener Vorhänge wohl recht gut zu sehen waren, und so den ein oder anderen vorbeirauschenden Autofahrer die Wirkung der Bremsen haben testen lassen.
Zur Verpflegung muss ich nicht viel sagen. Unser Haus-und-Hof-Forumskoch hat uns zusammen mit seiner Herzdame schlicht und simpel wieder verwöhnt. Ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, mit allem was das Herz begehrt (sogar weiche Eier am Sonntag) und abends Gulasch- und Kürbissuppe und selbstgemachte (!) Maultaschen, deren Produktion gleich als schwiegermuttertauglicher Workshop diente.
Warum dieses Treffen für mich ganz oben auf der Liste steht? Es hat einfach alles gepasst: eine sehr gut harmonierende Gruppe, lecker Essen, interessante und unterhaltsame Gespäche, alte Freunde und Bekannte wiederzusehen, sehr nette neue Bekanntschaften zu machen, eine relativ kurze An- und Abfahrt zusammen mit meinem Liebsten und eine Premiere für mich. Ich habe zum ersten Mal außerfamiliär Folienpäckchen packen dürfen. Es hat mir wahnsinnigen Spaß gemacht, die jeweiligen Damen einzuwickeln und dann entweder selber auf sie aufzupassen oder sie in die Obhut der autorisierten Herren zu geben. Für zwei der drei Damen war es ebenfalls eine Premiere, und so möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Beteiligten nochmals für das mir entgegengebrachte Vertrauen bedanken.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Jeder will was - und was will ich?

Menschen neigen dazu, andere Menschen zu ihren Gunsten zu beeinflussen. In einem gewissen Rahmen ist das ganz natürlich, denn letztendlich ist sich jeder selbst der Nächste. Läuft es aber darauf hinaus, dass Menschen versuchen, andere Menschen zu instrumentalisieren, ist das alles andere als schön. Die Motive hierfür sind vielfältig: von verletztem Stolz, über Rache und Angst bis hin zur Freiheitsliebe kann alles dabei sein.
Schnell gerät man in die Schusslinie und wird wie eine Schachfigur hin und her geschoben. Den größten Erfolg dabei haben diejenigen, die sich darauf verstehen, ihrem Gegenüber mit schönen Worten das Gehirn weichzuspülen. Sie lullen ein, arbeiten mit versteckten Schuldzuweisungen, appellieren vermeintlich an den Verstand und an das Gewissen. Natürlich alles in schöne Worte verpackt und bitte immer recht verständnisvoll und freundlich.
Die weniger wortgewandten verpacken ihren Willen in einen allgemein gehaltenen Vorwurf oder Wunsch. Aber schon so, dass derjenige, auf den das ganze abzielt, ganz genau weiß, dass nur er gemeint ist.
Man findet sich als Spielball verschiedener Interessengemeinschaften wieder, ist wahlweise verantwortungslos, rückgratlos oder feige – je nach Betrachtungsweise.
Spätestens hier sollte das eigene Hirn wieder anfangen zu arbeiten, und man sollte sich Zeit nehmen, um sich auf das zu besinnen, was man selber will. Sich ohne Rücksicht auf andere fragen, was man verantworten kann und was die eigenen Ziele sind. Dann sollte man das in Frage gestellte Rückgrat beweisen und so handeln, wie man es selber für richtig hält. Es ist wichtig, mit sich selber im Reinen zu sein, denn nur solche Entscheidungen kann man auf lange Sicht vertreten. Alle anderen Entscheidungen wird man irgendwann bereuen und sehr wahrscheinlich revidieren. Die Glaubhaftigkeit bleibt auf der Strecke.
Jeder ist sich selbst der Nächste. Und gerade deshalb tut ein bisschen Nächstenliebe manchmal verdammt gut.


Was ich hier wirklich vermisse, ...

... sind stinknormale Imbissbuden. Die gibt es hier nicht.
Hier gibt es Filialen der bekannten Fastfood-Ketten, Dönerbuden und Pizzaservice, aber keine kleinbürgerliche Frittenschmiede mit Burger- und Schnitzelvariationen, Brat- und Currywurst, Jäger- und Zigeunersauce, Champignons à la Crème, Kroketten, Pommes und Co. Bis 21 Uhr geöffnet, wenn man rauskommt, riecht man selber, als hätte man seine Klamotten in einer Friteuse gewaschen und wenn man aufgegessen hat, hat man für mindestens die nächsten acht Wochen die Schnauze gestrichen voll – und geht doch wieder nach sechs Wochen hin. Weil einem kalt ist, man beim Sport war, man schlecht drauf oder deprimiert ist, der Chef einen geärgert hat oder weil man besonders gut drauf ist. Irgendein Grund findet sich immer.
Ich hätte nie gedacht, dass ich gerade diese Junk-Food-Oasen vermissen würde. Es gibt hier so viele leckere Sachen und gute Restaurants, aber einfach ein Hamburger-Pommes-Mayo … das wäre was!

Dienstag, 18. November 2014

Süßkartoffel-Hähnchen-Auflauf

Heute musste schnell ein Rezept für die daheim anwesenden Zutaten her. Hauptsächlich ging es um zwei Süßkartoffeln, die aus purem Übermut den Weg in den Einkaufswagen gefunden hatten. Seit gut einer Woche wollte mir aber so recht keine passende Verwendung einfallen. Bis heute:

Süßkartoffel-Hähnchen-Auflauf


Zutaten:

800 g Süßkartoffeln
400 g Hähnchenbrustfilets
3 Zwiebeln
2 TL Öl
600 g Tomaten (stückig)
4 EL Erdnussbutter
Salz
Pfeffer
Chiliflocken oder frische Chilischote
4 EL Worcestersauce
4 EL Erdnüsse, gehackt
200 g Käse, gerieben

Die Süßkartoffeln schälen und in Würfel, das Hähnchenbrustfilet in Scheiben und die Zwiebel in große Würfel schneiden. In heißem Öl ca. 10 Minuten bei kleiner Hitze anbraten, mit den Tomaten ablöschen und ca. 5 Minuten garen. Mit Salz, Pfeffer, Chili und Worcestersauce würzen und Erdnussbutter unterrühren.

Alles in eine Auflaufform geben und bei 200 °C im vorgeheizten Backofen ca. 30 Minuten überbacken.

Das Rezept reicht gut und gerne für 4 Personen. Die angegebenen Mengen habe ich ein bisschen frei Schnauze variiert. Es ist ein sehr dankbares Rezept, einfach, schnell und schmackhaft. Fotos gibts diesmal keine, sehr fotogen finde ich Aufläufe nicht.

Freitag, 14. November 2014

Wurzelbehandlung

Nach langem Zögern habe ich mich heute zum ersten Mal in die kundigen Hände einer Depiladora begeben. Sugaring stand auf dem Plan, und ich war gehörig nervös. Den ersten Termin hatte ich verschieben müssen, da ich in der Zwischenzeit nicht die Finger vom Rasierer lassen konnte. Also hatte ich noch eine knappe Woche länger Zeit, um mir Gedanken zu machen. Ein paar Meinungen hatte ich vorher eingeholt, und es stand 2:1: Zwei Mädels beschrieben das erste Mal als „die Hölle“, die dritte beschrieb es als „nicht schlimm“. Ich rechnete also tendenziell mit der Hölle, hoffte aber insgeheim, dass es doch nicht ganz so schlimm werden würde.
Im Studio wurde ich sehr freundlich, locker und entspannt begrüßt, und nach kurzer Wartezeit ging es los. Die mir zugeteilte Kosmetikerin erklärte mir jeden einzelnen Schritt und schwatzte während der Behandlung mit mir über Gott und die Welt. Ein gutes Ablenkungsmanöver, das jedoch nicht 100%-ig funktionierte. Je südlicher wir kamen, desto schmerzhafter wurde es. Der Schweißfilm auf meinem Gesicht hielt sich hartnäckig, und der ein oder andere Schmerzenslaut ließ sich nicht vermeiden. Vor der Behandlung habe ich drüber nachgedacht, ob es sinnvoll wäre, einen Knebel mitzunehmen; aber das wäre letztendlich doch nicht nötig gewesen. Die Kosmetikerin war wirklich super freundlich und so professionell, dass alles völlig normal wirkte und gut auszuhalten war. Sie fragte mich dann noch, ob wir die Pofalte mitmachen sollten. Das wäre im Preis inbegriffen, aber einige würden das nicht wollen, weil sie starke Schmerzen vermuten würden. Ich hab das grinsend in Frage gestellt, denn schlimmer als die Behandlung der Schamlippen konnte ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Und ich sollte Recht behalten. Viel eher kann ich mir vorstellen, dass die Haltung, die man einnehmen muss, um das Hinterteil zu behandeln, zu Irritationen und Unwohlsein führen kann. Dem ist auch wohl so, denn mein liebenswerter weiblicher Folterknecht berichtete, dass ihr von einer Kundin gesagt wurde, dass es eine sehr demütigende Haltung wäre. Unter uns Pastorentöchtern: Natürlich ist es tendenziell demütigend, auf dem Bauch zu liegen und sich die Pobacken auseinander zu halten. Aber da kommt es doch sehr stark auf den Kontext an, in dem das geschieht. Hier war er professionell und geschäftlich genug, um keine derartigen Gefühle auszulösen.
Fazit: Es war der Vorhof zur Hölle. Angenehm ist anders, aber ich fand es weitaus weniger schlimm als befürchtet.

Sonntag, 28. September 2014

Achtung, Natur!

Ich marschiere weder durch Kuhherden, noch gehe ich nah an Gänsen, Puten, Pfauen oder Schwänen vorbei. Sie sind mir nicht geheuer.
Auch kleine und vermeintlich niedlich, harmlos und eventuell sogar nicht allzu intelligent erscheinende Tiere können durchaus gefährlich sein.
In Winnenden wurde ein Mann beim Nüsse sammeln von einem Schafbock getötet. Der Schafbock sah in ihm wohl einen potentiellen Rivalen und ließ auch nicht von ihm ab, als der Mann schon am Boden lag.
Mir kam spontan eine Situation in den Sinn, in die ich vor Jahren in Schottland geraten bin: Während der Autofahrt entdeckten wir ein schönes Fleckchen Natur und hielten an, um es zu erkunden. Ich stieg aus dem Auto, überquerte ein Grasfläche bis an einen Bach, hinter dem das Terrain etwas abfiel. Ich überlegte, ob ich den Bach überqueren sollte, um ein wenig weiter ins Landesinnere zu laufen, als am gegenüberliegenden Ufer (ca. 5 Meter entfernt) ein Schafbock auftauchte. Kopf leicht gesenkt und ein tiefes warnendes „Möäh“ ausstoßend. Zumindest empfand ich diese Lautäußerung damals als bedrohlich und habe ich mich für einen ruhigen aber konsequenten Rückzug entschlossen. Wer weiß, wofür es gut war?

Igitt, Natur!

Sex in freier Wildbahn ist Napoleon und Antosia eh nicht vergönnt, dann wurde dem Eselpaar das Liebesspiel auch im Zoo von Posen untersagt
Mütter hatten sich beschwert, dass ihre Kinder den Eseln bei der Paarung zusehen müssten, woraufhin sich eine konservative Lokalpolitikerin des Falls annahm und den Zoodirektor davon überzeugte, die Esel zu trennen.
Ähm, ja … Gehts noch? Vermutlich hatten diese Mütter nicht die passenden Globuli für die drohende sexuelle Verrohung ihrer Kinder parat. Hilfe, unsere Kinder sehen die Natur! Lasst sie uns von allem Natürlichen fernhalten! Gott erschuf die Welt, die Menschen und Tiere. Er erschafft vermutlich auch jedes einzelne Lebewesen neu. Muss ein vielbeschäftigter Mann sein, der Gott. Für diejenigen, die nicht an diese Entstehungsgeschichte glauben, wird der Storch aktiv oder der Nachwuchs quält sich aus einer Pflaume heraus – wie auch immer er da hineingekommen sein mag.
Wo kommen wir bloß hin, wenn das so weitergeht? Unser Kinder dürfen weder sehen, wie Leben entsteht, noch wie es endet. Die Tierbabys kommen aus dem Stall und das Fleisch aus dem Supermarkt. Alles schön steril und jugendfrei. Da ist es fraglich, wie Bauernhofkinder damals und heute so etwas ohne psychische Schäden verkraftet haben. Eigentlich braucht es dazu noch nicht einmal einen Bauernhof. Ich kann mich erinnern, dass Nachbars Karnickel eben irgendwann geschlachtet wurden. Uns Kindern war es freigestellt, das zu sehen oder nicht. Die Fische aus dem Teich wurden an der Treppe totgehauen, und der unglückliche Fasan, der unser Fenster nicht realisiert hatte, im Keller geschlachtet. Es war vielleicht nicht schön, aber es war so. Da wurde kein großes Gewese drum gemacht.
So richtig paradox wird es bei Leichen. Menschliche Leichen dürfen keinesfalls von Kindern gesehen werden, tierische schon. Liegt Muckel oder Hansi tot im Käfig, wird das arme Wesen verabschiedet und im Garten unter einem hübschen Baum beerdigt. Liegt Oma hübsch zurechtgemacht in der Leichenhalle, werden die Enkel besser davon ferngehalten, bis sie im Sarg gut verschlossen untergebracht ist. Es könnte schlimme Auswirkungen auf die Entwicklung der lieben Kleinen haben.
Was die Oma angeht, bin ich froh, meine Großmutter nach ihrem Tod gesehen zu haben. Hübsch zurechtgemacht und mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck. So konnte ich mich in aller Ruhe von ihr verabschieden und habe den verstörenden Anblick aus dem Krankenhaus abschütteln können.
Was Napoleon und Antosia angeht, siegte doch noch die Vernunft: Nachdem 7.000 Menschen eine Petition, in der die Wiedervereinigung der Esel gefordert wurde, unterschrieben hatten, wurde die räumliche Trennung aufgehoben.

Freitag, 12. September 2014

Interessante Geschichte

Manche Themen werden einem einfach zu früh im Leben aufgedrängt. Damit meine ich die prinzipiell sinnvolle schulische Abhandlung diverser Themen. Konkret die Durchnahme der beiden Weltkriege im Geschichtsunterricht. Wenn dann noch die Angst vor dem pedantischen und schülerfeindlichen (mangelndes Selbstbewusstsein lehrerseits) Lehrer auf das gerade altersbedingt nicht vorhandenen Desinteresse trifft, hat so ein Thema keine Chance.
Der Zweite Weltkrieg war vielleicht zeitlich noch nah genug, damit etwas hängen bleiben konnte. Aber eigentlich habe ich auch hier das tiefgründigere Wissen durch Lektüre spezifischer Literatur in den Jahren nach meiner Schulzeit erlangt. Der Erste Weltkrieg ist dagegen nahezu spurlos an mir vorbeigegangen.
In den letzten zwei Tagen habe ich zwei Ausstellungen zu diesen Themen besucht. Von beiden war ich sehr beeindruckt, die zum Zweiten Weltkrieg hat jedoch keine großartigen neuen Erkenntnisse gebracht. Sie hat mich in weiten Teilen tief traurig gestimmt und entließ mich wieder einmal mit einem Kopfschütteln ob der unfassbaren sadistischen und menschenverachtenden Arroganz, mit der die Drahtzieher, Anführer und Handlanger gehandelt haben.
Die Ausstellung zum Ersten Weltkrieg war für mich die, geschichtlich gesehen, aufschlussreichere. Oft dachte ich „Ja, hab ich schonmal gehört“, mindestens aber genauso oft „So war das also“. Erst mit dieser Ausstellung wurden mir politische und geschichtliche Hintergründe und Zusammenhänge bewusst. Sowohl die Auslösung und die Beteiligten des Krieges betreffend, als auch die Beendigung und die Nachwirkungen.
Vielleicht wäre der Besuch einer solchen Ausstellung eine sinnvolle Ergänzung zum stupiden Auswendiglernen von Texten gewesen. Vielleicht wäre dann schon damals mehr davon in meinem Kopf hängen geblieben. Bestimmt ist es auch das freiwillige Lernen ohne Druck. Einfach aus eigenem Antrieb und persönlichem Interesse. Dieses Interesse war bei mir als Fünft-, Sechst- und Siebtklässlerin bei weitem nicht vorhanden. Es war pures Auswendiglernen von geschichtlichen Texten, immer mit der Angst im Nacken, am nächsten Tag gnadenlos abgefragt zu werden und natürlich eine Fünf nach der anderen einzukassieren.
So oder so bin ich froh, dieses Thema in den letzten beiden Tagen mit wirklichem Interesse noch einmal aufgegriffen zu haben. Besser spät, als nie. Man lernt eben nie aus.

Montag, 25. August 2014

Erdnuss-Chili-Braten

Thanksgiving naht, Halloween-Deko gibt es bereits in den Läden zu kaufen, und dem momentanen herbstlichen Wetter entsprechend habe ich mich heute an einem Erdnuss-Chili-Braten versucht. Ein köstliches und einfaches Rezept, dass ich euch nicht vorenthalten will. Das Putenfleisch habe ich durch Schweinefleisch ersetzt, schmeckt auch ganz hervorragend.

Erdnuss-Chili-Braten

Zutaten:
Putenbraten (ca. 800 g)
Salz
Cayennepfeffer
2 EL neutrales Pflanzenöl
1  kg Süßkartoffeln
100  ml Orangensaft
40  g Butter
½ TL gemahlener Kardamom
½ Bund Petersilie
1 große rote Chilischote
50  g Erdnussbutter (crunchy)

Den Backofen samt ofenfester Form auf 80 °C (Ober- und Unterhitze) vorheizen. Das Fleisch kalt abwaschen, abtrocknen und mit Salz und Cayennepfeffer würzen. Das Öl in einer Pfanne erhitzen, den Braten darin von allen Seiten 5-6 Minuten scharf anbraten. In die Form legen (nicht abdecken!) und im Ofen (mittlere Schiene) ca. 3 Stunden garen, bis die Kerntemperatur von 70 °C erreicht ist.
Etwa 45 Minuten vor Ende der Garzeit Süßkartoffeln schälen und würfeln. In einem Topf mit Wasser bedecken, salzen und in ca. 15 Minuten weich kochen. Wasser abgießen, die Kartoffeln mit dem Stampfer zerdrücken. Wieder erwärmen, Orangensaft, Butter und Kardamom unterrühren. Mit Salz und Cayennepfeffer würzen.
Petersilie waschen, trocken schütteln und fein hacken. Die Chilischote längs aufschneiden, von den Samen befreien, waschen und fein hacken. Beides unter die Erdnussbutter rühren.
Den Braten herausnehmen und die Ofentemperatur auf 220 °C erhöhen. Den Braten mit der Erdnussmasse bestreichen (am besten mit den Händen), im Ofen (mittlere Schiene) weitere 8-10 Minuten braten. In Scheiben schneiden und mit Süßkartoffelstampf servieren.
Da ich kein Bratenthermometer besitze, habe ich den Braten wirklich erst nach 3 Stunden aus dem Ofen geholt, weiter bearbeitet und dann nochmal 10 Minuten bei 220 °C gebraten. Ergebnis: saftig, zart und auf den Punkt durch.
In den USA wird man zu Thanksgiving traditionsgemäß nicht um den gefüllten 10-kg-Puter herumkommen, aber in unseren Gefilden sehe ich in diesem Rezept eine wunderbare Alternative dazu. Vor allem, wenn man nur zu zweit ist und sich nicht in den nächsten Wochen von Pute in sämtlichen Variationen ernähren will.

Donnerstag, 7. August 2014

Alltäglicher Wahnsinn

Ich bin nun seit einigen Wochen in Bayern und gewöhne mich so langsam an Sprache, Redewendungen, Grußformeln und Ausdrucksweise. Verstehen klappt ganz gut, sprechen nicht, da weigert sich mein Körper anscheinend das Hochdeutsche aufzugeben. Okay, wenn die hier wollen, dass ich sie nicht verstehe, habe ich keine Chance, aber das kam bislang noch nicht vor. Interessant finde ich es, wie meine Gesprächspartner sofort vom Bayerischen ins nahezu Hochdeutsche wechseln, sobald sie mit mir sprechen. Und wieder zurück, sobald sie mit einem Einheimischen reden. Ich finde das einerseits sehr nett und entgegenkommend, andererseits muss (und will) ich mich aber auch an das Bayerische gewöhnen, und so wäre es vielleicht besser, sie würden das sein lassen. Mit Wünschen soll man ja bekanntlich vorsichtig sein, da sie in Erfüllung gehen könnten. Es gibt so auch schon genügend Alltagssituationen, die mich langsam an den Rand der Verzweiflung treiben.
Da wäre zum einen die anscheinend nur mir zugeteilte Fleischereifachverkäuferin. Eine ältere Dame mit viel Ahnung vom Fach, die aber an meinem Verstand zu zweifeln scheint. Jedes Mal, wenn ich etwas bestelle, fragt sie nach:
MissB: „Ich hätte gerne 500g Rinderhackfleisch.“
Ffv: „Nur vom Rind?“

MissB: „Ich hätte gerne 3 Schweinenackensteaks.“ (deutet dabei auf den Schweinenacken am Stück)
Ffv: „Die ungewürzten?“ (gewürzte waren im Angebot, lagen aber in einer anderen Ecke der Fleischtheke)
Das sind nur zwei Beispiele, aber so in der Art spielt sich jeder meiner Fleischereibesuche ab. Sie scheint mir einfach  nicht zuzutrauen, dass ich auch das meine, was ich sage. Es laufen da auch noch andere Verkäuferinnen herum, aber immer nur diese eine bedient mich. Ob die mir, der vermutlich verrückten Norddeutschen, zugeteilt wurde? *grübel*
Da ich grundsätzlich anpassungs- und lernfähig bin, bemühe ich mich, die hiesigen Begriffe zu erlernen und wende sie dann auch an. Meistens bin ich dann recht stolz darauf, mich richtig ausgedrückt zu haben und dann: BAMM …:
MissB: „Fünf Semmeln bitte.“
„Sie meinen die Schrippen?“
MissB: „Eine Brezen bitte.“
„Mit oder ohne Salz?“
Argh …! Irgendwas ist hier aber auch immer! Das war doch in meiner alten Heimat nicht so kompliziert. Wieso heißen die Dinger denn hier auf einmal Schrippen? Ich bin doch nicht in Berlin. Und Brezen mit oder ohne Salz? Derlei Unterschiede werden im nördlicheren Teil Deutschlands gar nicht gemacht.
Wäre es nicht lustig, wäre es schier zum Verzweifeln, aber ich werde nicht aufgeben. Und irgendwann, eines schönen Tages, kommen vielleicht keine seltsamen Rückfragen mehr.

Montag, 4. August 2014

Nah dran

Eine Unterhaltung mit meiner Ma, die im Zuge meines Umzugs stattfand, als sie meinen Holzbock entdeckte. Ich hatte schon gar nicht mehr daran gedacht, dass das Teil mitten in meinem Gästezimmer stand.

Ma: "Was machste denn damit?"
MissB: "Hm? Ach ... den hab ich mir mal gekauft, weil man da gut einen Sattel draufhängen kann."
Ma: "Ach so. Ja, stimmt. Das ist eine gute Idee. Unten drunter kann man dann das Putzzeug und die Stiefel stellen."
MissB: "Ja, genau."

Manchmal muss eben einfach das Hobby passen. *g*

Ebenfalls im Zuge meines Umzugs hatte ich der Tochter meiner Cousine einige Plüschtiere vermacht. Sie war begeistert und beschäftigte sich eingehend mit ihren neuen Spielgefährten. Einige Zeit später kam sie mit einem der plüschigen Gesellen aufgeregt zu ihrer Mutter gelaufen: "Mama schau mal! Der hat die Beine zusammengebunden!" Darauf die Mutter: "Oh, dann war der bestimmt unartig." Dieser kleine Dialog fand vor versammelter Verwandschaft statt, fand aber zum Glück keine größere Beachtung. Peinlich, peinlich ...
Aber an irgendwas muss man doch üben. *g*

Donnerstag, 31. Juli 2014

Peinliche Lektüre?

Nach dem letzten durch die Bücher entstandenen Hype rückt „50 Shades of Grey“ mal wieder verstärkt in das öffentliche Interesse. Der Film wird bald in den Kinos erscheinen, der Trailer ist raus, und so kommen gerade wieder viele (wohl überwiegend weibliche) Menschen mit dem Thema BDSM in Berührung. Heimliche Gelüste und verbotene Fantasien werden angeheizt und das Gehirn produziert Fragen über Fragen. Aber wem soll man all diese brennenden Fragen stellen? Familie und Freunde kommen meistens nicht in Betracht, also bleibt das Internet. Dort gibt es so einige Foren zu dem Thema. Allerdings werden Neuankömmlinge anfangs manchmal etwas belächelt, wenn sie erwähnen, dass sie aufgrund von „Shades of Grey“ im Forum gelandet sind.
Vor diesem Hintergrund kam die Frage auf, ob es peinlich wäre, die Bücher gelesen zu haben und ob man dadurch für das Forum disqualifiziert wäre.
Nein! Es ist weder peinlich die Bücher gelesen zu haben, noch ist man deswegen für irgendetwas disqualifiziert. Die Bücher wurden von so vielen Menschen - darunter auch viele BDSMler – gelesen, das muss einem nicht peinlich sein. Es ist einfach so, dass durch die Bücher eine Tabugrenze in der Gesellschaft verschoben wurde. BDSM ist dadurch in den Blickpunkt geraten, was positive und negative Folgen uns Aspekte hat.
Als positiv empfinde ich es, dass in der Gesellschaft allgemein offener über BDSM gesprochen oder zumindest nachgedacht wird. Obwohl das noch immer mit einem verschämten Lächeln oder auch hinter vorgehaltener Hand geschieht, ist es nicht mehr so wahnsinnig anrüchig und kommt vielleicht mal irgendwann aus der Schmuddelecke raus. Einen anderen positiven Aspekt sehe ich darin, dass sich die ein oder andere Frau eben gerade durch das Lesen dieser Bücher überhaupt erst traut, Fragen zu stellen und sich mit ihrer Neigung zu beschäftigen. Vielen ist nicht wirklich bewusst, was ihnen beim Sex fehlt, warum sie oft unbefriedigt bleiben, und brauchen dafür einen kleinen Stups in diese Richtung.
Aber gerade diese Verschiebung von BDSM in den öffentlichen Mittelpunkt, sehe ich auch als Kehrseite der Medaille an. Privatsender wittern hohe Einschaltquoten durch sogenannte Reportagen, die nur aus Sensationsjournalismus bestehen und eben doch wieder nur das Klischee bedienen. BDSM wird durch den Hype um die Bücher, genährt durch SoG-Workshops und SoG-Startersets, zur Modeerscheinung. Viele wollen das „mal probieren“ und wenn es dann weh tut, ist das Geschrei groß und die teuer erstandenen Billigspielzeuge (die zudem auch noch zur Gefahr werden können) wandern auf dem schnellsten Weg in den Keller.
Wenn man tiefer in die Materie BDSM eintaucht merkt man, dass viele Darstellungen bei „Shades of Grey“ nicht der Realität entsprechen. Es funktioniert nicht, seine Partnerin einhändig an der Spreizstange von der Bauch- in die Rückenlage zu drehen. Nicht jeder empfindet Lust durch das Zufügen oder Empfangen von Schmerzen. Bei der Entdeckung der bunten BDSM-Welt landet dann so manch einer vielleicht eher unsanft in der Realität. Aber peinlich muss einem die Lektüre der Bücher nicht sein und man ist dadurch auch nicht automatisch für irgendwas disqualifiziert.

Mittwoch, 23. Juli 2014

Eiskalte Momente

Verschiedene Anlässe erforderten am vergangenen Wochenende verstärkten Handlungsbedarf.
So gab es unter anderem Eis.


Bei feucht-schwülen 35°C eine willkommene Abkühlung.

Kurz angebunden

Mein Liebster hatte sich heute Morgen überlegt, dass es wohl recht genehm wäre, den morgendlichen Kaffee in aller Ruhe in der Badewanne einzunehmen. Natürlich auch nicht einfach so, sondern dargereicht von einer angemessen eingekleideten Dame.
Da derlei Ideen bei uns meistens in die Tat umgesetzt werden, wurde ich zum Kaffeekochen mit einer Kettenkombination, High Heels und Knebel ausgestattet, und habe den Kaffee dann entsprechend serviert. Knebel und High Heels bin ich mittlerweile los, aber aufgrund der mir anhängenden Eisenwaren habe ich kurzerhand meine persönliche ToDo-Liste für heute Morgen auf ein Minimum reduziert. Auch nicht schlecht. Ich werde mich bis kurz vor Mittag der Literatur und dem Müßiggang hingeben, um dann zum Küchendienst mit Handicap anzusetzen.
Und da Knebel doch stark den Konsum von Kaffee behindern, werde ich jetzt erstmal in aller Ruhe einen Becher genießen. Prost Kaffee! 

Donnerstag, 17. Juli 2014

Schweigen, schreiben oder reden?

Es gibt viele verschiedene Wege, um miteinander zu kommunizieren. Gerade bei heiklen oder brisanten Themen scheiden sich die Geister, welcher der beste ist. Ich meine damit Themen, die für einen selber schwierig sind. Das können sexuelle Fantasien, Wünsche beim Sex oder Probleme, die man mit dem Verhalten des Partners hat, sein. Eben solche Dinge, die man gern in sich hineinfrisst, weil man nicht weiß, wie man sie vermitteln soll, oder ob man sie überhaupt ansprechen soll. Welche Themen das sind, und ob es überhaupt welche gibt, ist ganz individuell. Ich denke, das ist beeinflusst von Erziehung und Charaktereigenschaften. Manche Menschen sind schüchtern und unsicher, andere sind extrovertiert und sehr sicher, manche haben Tabus, andere eben nicht.
Ich gehöre zu denen, die Probleme lieber mit sich selbst ausmachen und am liebsten alles in sich hineinfressen. Das ist für mich ganz einfach. Aber es hilft niemals wirklich weiter. Irgendwann hab ich so viel in mich hineingefressen, dass ein ganz kleiner Tropfen reicht, um das Fass zum Überlaufen zu bringen, was dann für alle Beteiligten eher unschön ist. Also muss es raus.
Das direkte Gespräch ist bestimmt der optimale Weg. Man sieht die Reaktionen seines Gegenübers (Mimik, Gestik, Körpersprache) und weiß sofort, woran man ist. Das Thema ist raus und kann direkt besprochen und verarbeitet werden. Nun hat die Sache aber einen Haken. Mir fällt es nach wie vor schwer, über sexuelle Wünsche oder Fantasien zu sprechen. Ich kann diese Dinge besser aufschreiben. So habe ich Zeit, meine Gedanken zu ordnen und zu formulieren und außerdem ist es anonymer. Ich gebe den Brief, oder schicke die E-Mail ab, und habe dann eine kleine Verschnaufpause. Das mag lächerlich klingen, aber bei einigen Dingen ist es doch so, dass ich, nachdem ich sie verfasst habe, innerlich zittrig und aufgewühlt bin. Dann bin ich danach lieber einen Moment mit mir alleine und kann kurz durchatmen. Manchmal habe ich auch einfach Angst vor der Reaktion. Es ist vermutlich auch wieder eine Milchmädchenrechnung, denn ich gebe gefühlt die Verantwortung ab. Ich warte auf die Reaktion meines Partners. Ich spreche das Thema nicht selber an, sondern lasse es ansprechen, und bin somit aus dem Schneider. Wie gesagt, eine Milchmädchenrechnung, die aber aufgeht und mir beim Überwinden der Hemmungen hilft.
Die Kombination von geschriebenem und gesprochenem Wort ist für mich der beste Weg. Natürlich kann ein geschriebener Text falsch verstanden werden. Es ist nicht immer leicht, etwas so zu schreiben, dass es richtig rüberkommt. Nuancen, Stimmungen und Betonungen sind nicht einfach zu erfassen und zu vermitteln, aber da vertraue ich dann darauf, dass mein Gegenüber nachfragt, wenn etwas zweifelhaft oder missverständlich erscheint. Nachdem dann das Eis gebrochen ist, empfinde ich es als wesentlich einfacher, zu reden. Der erste und für mich schwerste Schritt ist getan, alles weitere kann besprochen werden.
Vielleicht verschiebt sich das mit der Zeit. Vielleicht fällt es mir irgendwann nicht mehr so schwer, über Tabuthemen zu reden. Aber solange es noch eine Hürde darstellt, bin ich froh, nicht mit Twitter & Co. aufgewachsen zu sein, und über ein gewisses Ausdrucksvermögen zu verfügen.

Dienstag, 8. Juli 2014

Bondage auf Rezept

Ich bin jetzt seit vierzehn Tagen in meiner neuen Heimat und komme schon in den Genuss einer Serie Krankengymnastik mit vorgelagerter Fango. Da ich Fango noch nie verschrieben bekommen habe, war ich voller Neugier, was da auf mich zukommen würde.
Ich musste mich rücklings auf eine unsäglich heiße Schlammplatte legen, wofür vermutlich eine masochistische Ader vorausgesetzt wird. Da diese bei mir nur in der minimalen Grundausprägung vorhanden ist, musste ich erst durchpusten und tapfer abwarten, bis meine Haut sich an die Hitze gewöhnt hatte. Hinlegen, Augen zu und entspannen. Ich hatte nicht registriert, dass ein steifes Baumwollbettlaken unter mir ausgebreitet worden war, bis meine Krankengymnastin fragte: „Arme innen oder außen?“. Augen wieder auf …! Und bevor ich drüber nachdenken konnte, kam ein spontanes „Innen!“ aus meinem Mund. Da war wohl der Instinkt schneller als der Verstand und wollte sich diese unverhoffte Gelegenheit nicht entgehen lassen. Wünsche haben ja bekanntlich die Angewohnheit hin und wieder in Erfüllung zu gehen. Ich wurde also erstaunlich fest in das bereits erwähnte Bettlaken eingewickelt und musste mir ein breites Grinsen verkneifen. Frei nach dem Motto „Unverhofft kommt oft“ schloss ich zufrieden meine Augen und durfte die nächsten zwanzig Minuten fest verpackt entspannen. Medizinisch-meditativ inspirierte Bondage. Dafür lasse ich dann auch gerne die ersten Hitzesekunden über mich ergehen.
Herrlich, damit überrascht zu werden und zu wissen, dass es einem in den nächsten drei Wochen noch fünfmal bevorsteht. Ganz legal, gar nicht pervers und sogar auf Rezept.

Freitag, 4. Juli 2014

Blickrichtung Bondage

Ich beschäftige mich gerade vermehrt mit der Frage, was mich an Bondage kickt. Ich möchte die Begriffe „kicken“ und „mögen/lieben“ unterscheiden, denn für mich gibt es viele Aspekte auf unterschiedlichen Ebenen, die für Bondage sprechen.
Stelle ich mir die Frage, was mich an Bondage kickt, steht hier für mich der sexuelle Aspekt im Vordergrund. Bondage ist meine Art Sex so auszuleben, wie er mir Spaß macht. Es kickt mich, gefesselt und nahezu bewegungsunfähig zu sein. Ich bin meinem Partner hilflos ausgeliefert und muss das nehmen, was kommt. Ob er mich nun ein Weilchen warten lässt oder sofort zur Sache kommt, liegt nicht in meiner Hand. Gegenwehr ist im Normalfall zwecklos, steigert aber Kick, Erregung und Intensität. Genauso, wie die manchmal (für mich) unkomfortablen Positionen. Es ist schon ziemlich anregend, vom Partner so geschnürt zu werden, wie es ihm gerade passt und wie er gerade Lust darauf hat. Sicherlich spielt dabei auch eine Rolle, dass man so seine Hemmungen einfach über Bord werfen kann. Schließlich bin ich es nicht, die sich in die eine oder andere offene Position begibt, das „wird mit mir gemacht“. Eine Milchmädchenrechnung, aber sie geht auf. Das ist es, was mich an Bondage kickt: wehrlos, blind und sprachlos meinem Partner ausgeliefert zu sein, und ihm die Macht über mich zu geben.
Stelle ich mir die Frage, was ich an Bondage liebe und mag, kommen andere Aspekte zur Geltung. Ich liebe allein schon das Gefühl der Seile auf meiner Haut. Ich liebe es zu spüren, wie das Geflecht der Seile wächst und meinen Körper immer mehr umschlingt. Wie die Seile miteinander verbunden werden und sich immer fester ziehen. Ich fühle mich von den Seilen gehalten und kann entspannen. Ich muss nichts darstellen, keine Erwartungen erfüllen oder irgendwas leisten. Bondage als Möglichkeit der Erholung und geistigen Entspannung. An dieser Stelle tritt der meditative Part der Bondage zutage, auf den ich an verschiedenen Stellen im Blog bereits eingegangen bin, das letzte Mal hier.
Ein weiterer Punkt ist die ästhetische Sichtweise. Ich finde verschnürte Körper sehr schön. Egal, ob dick, dünn, durchtrainiert, hager, groß oder klein, mit Seilen umwunden sind es Kunstwerke. Sie strahlen Eleganz aus. Das liegt oft schon an der veränderten innerlichen Haltung der Seilträgerinnen. Ihre Gesichter bekommen einen anderen Ausdruck. Die Bandbreite reicht von in sich gekehrt, über entspannt und zufrieden, bis hin zu purer Lebensfreude und Spaß. Meinen eigenen Körper mag ich viel lieber anschauen, wenn er mit Seilen umschlungen ist. Auch mag ich grundsätzlich keine Fotos von mir. Es sei denn, es sind Bondage-Fotos.
Aber nicht nur die kunstvoll verschnürten Körper der Begünstigten sind hübsch anzusehen. Auch die Knotenkunst der Rigger an sich ist faszinierend und wunderschön. Ihnen dabei zuzuschauen, wie sie flink und zielstrebig einen Knoten nach dem anderen setzen, macht einfach Spaß. Viele von ihnen schaffen es, ihre Leidenschaft und ihre Kreativität auf das Publikum zu übertragen, sodass es eine Freude ist, der Interaktion zwischen Modell und Rigger zuzusehen. Rigger erschaffen Kunstwerke, die sie verändern können. Ihrer Kreativität sind da kaum Grenzen gesetzt, wenn man mal von der körperlichen Beschaffenheit der Begünstigten absieht
Es gibt viele Betrachtungsweisen von Bondage. Sexuelle, künstlerische, sportliche, spaßige und entspannende. Ich liebe all diese Aspekte und kann mir ein Leben ohne Bondage als festen Bestandteil dessen nicht mehr vorstellen.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Das kann man noch gebrauchen

Wie bereits erwähnt, residiere ich mittlerweile in Bayern, und zwei Haushalte müssen auf einen zusammengeschrumpft werden. Ich räume also fleißig von einer Ecke in die andere, sortiere Putzmittel, Küchenutensilien und Bettwäsche, und stoße dabei immer wieder auf ein einschlägiges Problem: Dual-Use!
Bevor ich mir meiner Neigung bewusst wurde, hatte jeder Gegenstand im Haushalt nur eine Funktion. Bettwäsche wurde zum Beziehen von Betten genutzt, Pfannenwender zum Braten, Schals und Tücher zur Dekoration des Halses und zum Schutz vor Kälte. Jetzt sieht die Welt anders aus. Immer mehr Gegenstände, die ich bereitwillig dem Müll zusortieren möchte, könnten eine zweite Verwendung im einschlägigen Bereich finden. Schals, Tücher, Bettwäsche und alte Kleidung könnten fototechnisch noch einmal gute Dienste leisten. Prima Idee, aber so komme ich nicht von dem Problem der Bestandsverkleinerung weg. Außerdem taucht ein neues Problem auf: Wohin jetzt mit dem Zeug? Ich will es nicht zwischen den aktuellen Sachen lagern, es soll schon beim Spielkrams seinen Platz finden. Aber auch da herrscht Platzmangel. Es hilft also nur die rigorose Trennung von einigen Dingen. Zwei Beutel mit Requisiten gibt es bereits, und nun ist Schluss. Ich habe ja schon Probleme, für diese beiden Beutel ein Plätzchen zu finden. Ich schlittere also von einem Problem ins nächste, aber auch eine Lösung nach der anderen tut sich auf. Mir ist soeben eingefallen, dass ich eine ganze Menge Verbandmaterial entsorgen kann, und so Platz für die Requisiten schaffe.

Dienstag, 1. Juli 2014

Verschnürung und Entspannung, geht das zusammen?

Dadurch, dass einige Damen während des vergangenen einschlägigen Treffens zum ersten Mal Bondage ausprobiert haben, kam in den letzten Tagen die Sprache immer wieder darauf.
Für viele ist es eine recht große Überwindung, sich fesseln zu lassen. Groß ist der Respekt vor den Seilen, der Hilflosigkeit, dem Gefühl des Sich-Auslieferns und auch vor möglichen Schmerzen. Verständlich ist das schon. Man begibt sich schließlich meist in die Hände eines ziemlich unbekannten Menschen, des Riggers, der die Seile anlegt. Man muss der positiven Reputation, die dieser Rigger hat, vertrauen. Man muss spontan ihm, seiner Einschätzung und seiner Erfahrung vertrauen. Im Idealfall, oder je nach Wunsch, ist vielleicht eine Assistentin anwesend, sodass man nicht ganz alleine ist. Aber auch diese kennt man in Zweifelsfall nur vom Hörensagen. Zu guter Letzt muss man auch sich selbst vertrauen. Bei kleinsten Anzeichen von Durchblutungsstörungen (Kribbeln in den Gliedmaßen, Taubheitsgefühl, kalte Gliedmaßen), Unwohlsein, Schweißausbrüchen, Schmerzen oder einfach nur einem unguten Gefühl muss man sich trauen, den Mund aufzumachen und diese Empfindungen mitteilen.
Ein erfahrener Rigger weiß, was er tut, und kann bis zu einem bestimmten Punkt auch relativ gut einschätzen, was er der Begünstigten zumuten kann – aber eben auch nur bis zu einem gewissen Punkt. Dieser ergibt sich aus Erfahrungswerten, anatomischen (Grund-)Kenntnissen, vorherigen Absprachen und Empathie. Auch der eventuell anwesende Assistent kann nur immer wieder nachfragen, beobachten, Situation und Person einschätzen. Danach ist der Rigger auf die Mitarbeit der Begünstigten angewiesen. Es nützt niemand etwas, vermeintlich stark zu sein, die Situation aushalten und nicht abbrechen zu wollen. Ein Abbruch ist nicht schön und auch unbefriedigend, aber immer noch besser, als taube Gliedmaßen für mehrere Tage oder Wochen oder daraus resultierende Nervenschädigungen. Seile lassen sich ersetzen, Bondages lassen sich wiederholen, aber Körperteile, die vielleicht sogar dauerhaft geschädigt sind, sind nicht zu ersetzen. Ebenso darf man keine Scham davor haben, dass Seile eventuell zerschnitten werden müssen. Seile sind des Riggers Arbeitsmaterial und somit jederzeit ersetzbar. Und mal unter uns: Sollte ein Rigger danach wirklich beleidigt oder gar wütend reagieren, ist er es nicht wert, ein Rigger zu sein und das Vertrauen anderer Menschen zu genießen.
Ist die anfängliche Scheu überwunden, und die Begünstigte liegt gefesselt und verschnürt am Boden (oder wo auch immer), folgt oft großes Erstaunen. So habe ich es zumindest in den letzten Tagen von vielen Seiten gehört und auch selbst (vor nunmehr gut eineinhalb Jahren) erfahren dürfen. Das Erstaunen gilt dem meditativen Part der Bondage. Es wirkt entspannend, man kann sich fallenlassen, sich ausruhen, seinen Gedanken nachhängen. Man muss nichts tun, da man das ja eh gerade nicht kann. Man ist so, wie man ist. Muss keine Erwartungen erfüllen, sondern kann einfach nur sein. Bei mir ist es regelmäßig so, dass ich in der Fesselung einschlafe oder zumindest wegdöse, wenn man mich denn lässt. Noch stärker ist diese Wirkung bei mir in einer Mumienverpackung. Dieser entspannende Aspekt ist wohl der, mit dem die mutigen Bondage-Neulinge am wenigsten rechnen. Auch einer der schönsten. Denn wer geht nicht gerne mit einem guten Gefühl und geistig entspannt aus der Verschnürung und freut sich auf die nächste?

Montag, 30. Juni 2014

Endlich mal wieder normale Leute

Ziemlich genau ein Jahr nach dem ersten Treffen im nördlicheren Deutschland fand am letzten Wochenende wieder ein Treffen im einschlägigen Rahmen statt. Die Location war dieselbe, ich habe Freunde und gute Bekannte getroffen und durfte erfreulicherweise auch wieder neue Gesichter kennenlernen. Gehörte die Örtlichkeit bis vor kurzem noch zu meinem erweiterten Einzugsgebiet, erfolgte die Anreise für mich dieses Mal von jenseits des Weißwurst-Äquators. Schön wars, zusammen mit dem Liebsten an- und abreisen zu können.
Für mich war das Wochenende eher entspannt und relativ ereignislos. Kaum Verwicklungen (okay, gegen die ein oder andere Verwicklung mehr hätte ich keine Einwände gehabt), keine sportlichen Betätigungen, dafür viele schöne und witzige Gespräche. Nach dem Umzugsstress der letzten Woche war das aber auch nötig. Die Versorgung war wieder spitzenmässig. Unser Haus- und Hof-Küchendom hat mal wieder alles gegeben, und auch den anderen Koch- und Backwilligen gebührt mein Dank. So viele leckere Kuchen, Kekse, Muffins und Tartes! Da musste sich wirklich niemand Sorgen machen, zwischen Frühstück und Abendessen eventuell Hunger zu leiden.
Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Treffen.

Eine westfälische Niedersächsin in Bayern

Es ist vollbracht. Vor nunmehr einer Woche bin ich aus Niedersachsen in den Freistaat Bayern eingewandert. Die Einreise gestaltete sich als recht einfach, keines der Ämter hat sich quer gestellt, die Einbürgerung erfolgte ohne großen Aufwand. Schmunzeln musste ich bei meiner Anmeldung hier vor Ort. Das heißt hier nicht einfach „Meldebestätigung“ oder „Änderung des Hauptwohnsitzes“. Nein, hier heißt es „Mitteilung von Amts wegen über die Aufgabe einer außerbayerischen Hauptwohnung“. Jawoll-ja. So sind sie, die Freistaatler. *ggg*
Allerdings sieht die Wohnung noch aus, als hätten Hempels und Flodders 'ne WG gegründet. Es ist alles schrecklich voll, und noch sind so einige Kartons nicht ausgepackt. Aber wie soll es auch anders sein, wenn aus zwei kompletten Haushalten „mal eben“ einer gemacht werden muss. Für jedes Regal, das man aufbaut, hat man gefühlt mindestens ein anderes über. Die Anzahl an doppelten Haushaltsgeräten ist beträchtlich, und überhaupt komme ich mir ein wenig vor wie in dem alten PC-Spiel Sokoban. Aber diese Woche ist Pause mit der Kistenschieberei. Das, was ich allein machen konnte, hab ich gemacht (unter Opferung meines ISG), jetzt ist am Wochenende wieder Teamwork angesagt. Und danach siehts hoffentlich wieder deutlich besser aus. Zumindest der Vertikal-Limbo in der Küche sollte dann der Vergangenheit angehören.
Fehlt noch der Job. Eine Absage nach der anderen flattert ins Haus bzw. in den Posteingang meines PCs, aber noch will ich den Mut nicht verlieren. Dennoch muss ich zugeben, dass das am Selbstwertgefühl nagt. Kleine Bisse, aber durchaus spürbar.

Samstag, 14. Juni 2014

One week to go

Ich gebe zu, in letzter Zeit vernachlässige ich mein Blog ziemlich. Das wird sich hoffentlich bald wieder ändern, denn die letzte Woche in meiner alten Heimat ist angebrochen.
Nun heißt es verstärkt Koffer und Kartons packen, Schränke abbauen (und einige davon entsorgen) und Kleinkram verstauen. Erschreckend, wie viel man von Letzterem hat. Ich habe immer wieder das Gefühl, dass es nicht wirklich weniger wird, aber andererseits wird meine Wohnung doch merklich leerer.
Viele Dinge habe ich nun schon zum letzten Mal gemacht. Die letzte Fahrt von meinem letzten Besuch in meiner neuen Heimat liegt schon 2 Wochen zurück, heute habe ich die letzte Ladung Wäsche gewaschen (die Maschine wird in den nächsten 3 Tagen abgeholt) und die letzten 4 Arbeitstage liegen vor mir. Einige Abschiede habe ich schon hinter mir, einige stehen noch an. Wird schon noch seltsam genug werden, aber ich freue mich! Mein größtes Problem liegt momentan darin, dass ich bis Mittwochabend Kühl- und Gefrierschrank geleert haben muss, denn am Donnerstag wird meine Küche abgeholt. Es ist also kreative Resteverwertung angesagt. Aber auch das wird irgendwie werden. Am Freitag müssen dann die letzten Regale abgebaut und alles Übrige muss verstaut werden, und am Samstag heißt es dann: Umzug!

Sonntag, 25. Mai 2014

Haufenweise Perverse ... und ich mittendrin

Nachdem ich im letzten Jahr zum ersten Mal die BoundCon in München besucht habe, war ein Besuch Europas größter BDSM- & Fetisch-Messe fester Bestandteil der diesjährigen Planung. Es war voll, in den Gängen tummelten sich mehr oder weniger interessante Erscheinungen, und auf den verschiedenen Ständen gab es wieder viel zu schauen, zu testen und (mein Geldbeutel möge es mir verzeihen) zu kaufen. Ich bin nun stolze Besitzerin eines wunderschönen Halsrings, und auch diverse andere kleine Gemeinheiten haben ihren Weg in meine Nähe gefunden. Die Verlockung ist aber auch einfach zu groß.
Auf dem Stand von Harry Tasker habe ich unter den aufmerksamen Blicken einiger Schaulustiger (warum sind das eigentlich immer Männer?) eine Zwangsjacke Probe getragen, und ich muss sagen, ich habe mich darin sehr wohl gefühlt. Es ist bequem, fast kuschelig, hält warm, und das Gefühl ist dem einer Umarmung nicht unähnlich. In gewisser Weise ist es das ja auch. Man umarmt sich selber. Aber dadurch, dass man von der Jacke gehalten wird, entsteht doch ein anderes Gefühl. Man muss die um sich geschlungenen Arme nicht selber in Position halten, dafür sorgt die Jacke, man kann sich fallen lassen. Natürlich sind Zwangsjacken nicht nur zum Selbstbekuscheln gedacht, und so kam die Fantasie während der kleinen „Probefahrt“ ein wenig in Schwung, was diverse Anbau- und Einsatzmöglichkeiten angeht. Der Preis für so eine Jacke hat mich dann doch von einem Spontankauf abgehalten, wobei er, im Vergleich zu anderen Modellen von anderen Anbietern, gerechtfertigt ist, was Verarbeitung, Material und Qualität angeht.
Schnell noch ein Erinnerungsfoto geschossen, Zwangsjacke wieder aus, einige Eisenwaren käuflich erworben, und dann ging es weiter mit dem stellenweise zögerlichen Rundgang. Zögerlich deshalb, weil man ständig auf bekannte Gesichter trifft, und „eben mal“ ein Pläuschchen hält und sich gegenseitig berät und/oder die neuesten Errungenschaften zeigt. Aufgefallen ist uns, dass es im Gegensatz zum letzten Jahr nicht mehr ganz so aufregend und spannend war. Bei unserem ersten Besuch 2013 waren wir wahnsinnig aufgeregt, wussten nicht so recht was uns erwartet und auch nicht, wo wir zuerst hinschauen sollten. Die letztjährige Reizüberflutung fiel somit bei mir aus, aber es gab dennoch nicht weniger zu sehen. Auch zwei der zahlreichen Bondage-Darbietungen habe ich mir angeschaut. Eine Riggerin und ein Rigger. Beide haben sehr schön gefesselt, jedoch sprang meiner Meinung nach der Funke bei dem Rigger mehr über. Ich kann nicht genau sagen, woran es nun wirklich lag. Die Verbindung zwischen Begünstigter und Rigger war intensiver, irgendwie näher.
Der abendliche Ausklang fand wieder in kleiner, aber feiner Runde in einem Münchener Restaurant statt, und rundete einen sehr schönen Tag perfekt ab. Die Steaks waren fantastisch (gönnt man sich ja nicht alle Tage), und die Runde passte auch wiedereinmal wunderbar zusammen. Wir haben den Tag genossen und sind irgendwann in der Nacht todmüde, mit schmerzenden Füßen und Rücken, aber glücklich, ins Bett gefallen.

Samstag, 17. Mai 2014

Schild zu vergeben

Aus sich in der letzten Zeit häufenden Anlässen ist es mir ein Bedürfnis, auf das Vorhandensein dieses Schildes hinzuweisen.

Es wäre sehr hilfreich, wenn betroffene Menschen dieses Schild bei sich trügen. Man würde keine Erwartungen an sie stellen, und müsste sich im Nachhinein nicht ärgern.
Jeder von uns kennt diese intelligenten Fragen wie "Warst du beim Frisör?", wenn man auf einmal kurze Haare hat, oder "Bist du erkältet?", wenn man dauerniesend und mit Taschentuch unter der Nase durch die Gegend läuft. Bei mir passt aus gegebenem Anlass diese Geschichte wunderbar:
 
Das ist wie bevor ich mit meiner Frau mitten im Umzug war. Unser Haus
war voll mit Kartons, und der Umzugslaster stand in der Einfahrt. Mein
Nachbar kommt rüber und fragt "Hey, du ziehst um?" - "Nö. Wir packen
nur ein oder zweimal die Woche unsere Klamotten ein, um zu sehen, wie
viele Kartons wir brauchen. Hier ist dein Schild."

Weitere Beispiele für doofe Fragen von doofen Leuten gibts bei "Hier ist dein Schild.



 

Dienstag, 13. Mai 2014

Heaven on Heels

Wer von uns weiblichen Menschenkindern kennt es nicht? Das Gefühl, mit High Heels über unebene Straßen, Kopfsteinpflaster oder durch gepflasterte Fußgängerzonen zu laufen. Wir laufen Gefahr, die edlen Treter in Gullideckeln zu verlieren, uns dabei wenigstens zu blamieren, wenn nicht sogar die Haxen zu brechen. Ganz davon zu schweigen, dass der Schuh nach so einer Aktion vermutlich hinüber ist. Auf Parkettböden und in alten Gemäuern sind wir unerwünscht, und so manche Treppe kann zur Schaukelpartie werden. Es ist einfach grässlich und trägt dazu bei, dass ich viel zu selten meine geliebten Pumps ausführe. Nun hab ich was entdeckt, das Erleichterung schaffen könnte: Heaven on Heels! Kleine elastische Stöckelstulpen in verschiedenen Farben und Formen, die einfach nach Bedarf auf die dünnen Absätze gestülpt werden. Werden sie nicht benötigt, verschwinden sie in der Handtasche. Ich finde es eine witzige Idee und werde es testen. 


Sintflutartiges Unwissen

Ich hatte bereits erwähnt, dass für einen Bürojob in meinem unmittelbaren Umfeld eine Quereinsteigerin den Zuschlag erhalten hat. Soweit so ungut. Nun habe ich seit Anfang Mai die zweifelhafte Ehre, diese Dame einzuarbeiten. Zweifelhaft aus dem Grund, weil ich mittlerweile feststelle musste, dass ihr sämtliche buchhalterischen, besser gesagt kaufmännischen, Grundlagen fehlen. Da ist einfach nichts.
Nun könnte man annehmen, dass ich die ganze Sache voreingenommen, wenn nicht sogar gehässig, betrachte, aber dem ist sicher nicht so. Ich habe von mir aus die Stelle freigegeben, und bin grundsätzlich froh, dass es eine Nachfolgerin gibt. Denn nur so kann ich ohne Gewissensbisse gehen. Könnte ich ... Mittlerweile tut mit einer meiner Kollegen Leid, denn er wird es sein, der ihre Unfähigkeit kompensieren muss. Nicht, dass er einen eigenen Tätigkeitsbereich hätte ...
Zurück zu meiner Nachfolgerin. Seit nunmehr eineinhalb Wochen strenge ich mich an, ihr meinen Aufgabenbereich zu vermitteln. Ich rede jeden Tag das Gleiche. Von morgens bis abends erkläre ich, wiederhole ich, und lasse sie die Arbeitsschritte ausführen. Ich komme mir vor, wie ein ausgeleiertes Tonband, das immer und immer wieder abgespielt wird. Und jeden Tag kommen die gleichen Fragen, stockt es an allen Ecken und Enden, und ich bin mittlerweile abends so groggy, dass ich einschlafe, sobald ich das Sofa berühre. Ich zweifle schon an mir und meiner Fähigkeit, Dinge zu vermitteln, aber eine andere Kollegin meinte, ich hätte ihr schon so vieles erklärt, und immer hätte sie es verstanden. Es kann also nur an dem nicht vorhandenen Grundwissen liegen. Zur Verdeutlichung zwei Fragen, denen ich mich in den letzten Tagen stellen musste. "Wie kann ich mir denn am besten merken, was der Unterschied zwischen dem Fahrzeug- und dem Kundenstamm ist?" oder beim Erstellen einer manuellen Rechnung "Warum muss denn da immer diese Rechnungsnummer drauf?" Die Fragen zu Netto- und Bruttobeträgen, Umsatzsteuer, Kostenstellen und Debitoren und Kreditoren will ich gar nicht aufzählen.
Und ganz ehrlich und unter uns: Ich bin nicht bereit, innerhalb von 5 Wochen eine 3-jährige kaufmännische Ausbildung durchzupauken. Meine Chefin ist diejenige, die den Lebenslauf gesehen, und das Vorstellungsgespräch geführt hat. Ich werde in den kommenden Wochen mein Bestes geben und ruhig bleiben. Und danach?
Nach mir die Sintflut ...

Mittwoch, 30. April 2014

Karfreitag gibts Fisch

Karfreitag ist Fischtag. Für mich nicht aus religiösen Gründen, aber irgendwie ist es zur Tradition geworden, dass ich am Karfreitag bewusst Fisch esse. Ich möchte dann ein besonderes Fischgericht kochen. Backfisch mit Remoulade und Kartoffelsalat ist zwar lecker (wenn gut gemacht), mir dann aber doch zu wenig.
Ich war also mal wieder in den Weiten des www auf der Suche, und bin auf das Rezept für einen brasilianischen Fischtopf gestoßen. Er schmeckt einfach köstlich! Eine runde Sache, die an Sonne, Strand und Meer denken lässt.

Brasilianischer Fischtopf

 
2 Knoblauchzehen
1 große rote Chilischote
Salz
250 g Kabeljaufilet (frisch oder TK aufgetaut)
4-6 küchenfertige Riesengarnelen
ca. 4 EL Limettensaft
1 große Zwiebel
1 Fleischtomate
1 Bund Koriandergrün
2 EL Öl
200 ml cremige Kokosmilch
2 Knoblauchzehen
1 EL Öl
120 g Basmati-Reis
Salz

Den Knoblauch schälen. Die Chilischote waschen, längs halbieren, entkernen und klein schneiden. Beides im Mörser (oder Blitzhacker) mit 1/2 TL Salz zerkleinern. Den Fisch kalt abwaschen, mit Küchenpapier abtrocknen, in ca. 3 cm große Würfel schneiden. Die Garnelen am Rücken mit einem scharfen Messer einschneiden und den Darm entfernen. Fisch und Garnelen in einer Schüssel mit der Mischung aus dem Mörser und 3 EL Limettensaft vermengen.
Für den Reis den Knoblauch schälen und fein schneiden. Das Öl in einem Topf erhitzen und den Knoblauch darin bei mittlerer Hitze 1/2 Minute anbraten (darf nicht zu braun werden, sonst schmeckt er bitter). Reis und TL Salz unterrühren und 1/2 Minute mitbraten. 300 ml Wasser angießen, aufkochen und zugedeckt 15 Minuten bei schwacher Hitze quellen lassen.
Inzwischen die Zwiebel schälen und hacken. Die Tomate waschen und ohne Stielansatz klein schneiden. Das Koriandergrün waschen und trocken schütteln, Blätter und feine Stiele hacken.
Öl in einem Topf erhitzen. Zwiebel darin 1 Minute anbraten. Die Tomate und die Hälfte der Kokosmilch dazugeben und bei starker Hitze 2 Minuten einkochen lassen, gelegentlich umrühren. Fisch, Garnelen und die übrige Kokosmilch untermischen und zugedeckt bei mittlerer Hitze 5 Minuten schmoren lassen. Koriandergrün unterrühren und mit übrigem Limettensaft und eventuell noch etwas Salz abschmecken. mit dem Knoblauchreis in Schalen servieren.
Zum Glück ist das Rezept für zwei Personen berechnet. Es reicht vollkommen, beide werden satt, aber wäre noch mehr da, würde man es gnadenlos auffuttern. Nur, weil es so lecker ist.

Samstag, 26. April 2014

Absturzgefahr

Oft lese ich die Frage, wie ein Absturz nach der Session/dem Spiel vermieden werden kann. Ich selber habe zum Glück noch nicht diese Erfahrung in all ihrer Konsequenz gemacht, mache mir aber natürlich auch meine Gedanken darüber.
Einmal gab es eine grenzwertige Situation, ich habe sie hier schon kurz erwähnt. Als Mumie verpackt, bekam ich ohne jegliche Vorwarnung (zumindest bin ich mir dessen nicht bewusst) eine Panikattacke. Alles ging so rasend schnell, dass ich es wohl nur der Sensibilität und dem Einfühlungsvermögen meines Partner zu verdanken habe, dass es nicht zu einem Absturz gekommen ist. In diesem Fall haben die schnelle Entfernung von Knebel, Augenmaske und Kopffolie, seine Berührung und Zusprache gereicht, um mich zu beruhigen und die Panik zu beseitigen. Wir haben also nicht abgebrochen und seitdem weiß ich, auf was ich zu achten habe. Ob abgebrochen werden muss oder nicht, ist sicher individuell ganz unterschiedlich, und von der jeweiligen Situation abhängig. Bei mir war es gut so, generell würde ich aber einen Abbruch der Session empfehlen, wenn etwas derartiges passiert.
Ganz automatisch wird von den meisten vorausgesetzt, dass Sub abstürzt, aber auch Dom kann das passieren. Ich denke, es passiert am häufigsten, wenn man sich (egal ob Sub oder Dom) nicht eingestehen will oder kann, dass es reicht. Wenn man sich über seine eigenen Grenzen treiben will, dieses und jenes noch aushalten will, obwohl einem selbst vielleicht schon ein wenig unwohl bei der Sache ist. Man hat den Ehrgeiz, nicht versagen zu wollen. Sei es nun, um seinem Partner zu gefallen, oder weil man sich seine eigene vermeintliche Schwäche nicht eingestehen will. Es kann aber auch durch einen Trigger ausgelöst werden, den man bis zu diesem Zeitpunkt vielleicht gar nicht kannte, oder an den man im Eifer des Gefechts nicht gedacht hat, weil jahrelang verschollen. Ein Absturz kann so viele Gründe haben. Ob er generell immer vermeidbar ist, weiß ich nicht, liegt bestimmt auch an seinem Grund.
Das gegenseitige Auffangen nach dem Spiel ist meines Erachtens immens wichtig. Sozusagen die Nachbereitung des gemeinsam Erlebten. Es schafft Vertrauen, Nähe, ist sehr intim und fördert das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen. Man hält sich gegenseitig fest, tauscht Zärtlichkeiten aus und spricht über das Erlebte. Über seine Gefühle und Empfindungen. Hat es gekickt, oder war es anders als gedacht? Was würde man gerne wiederholen, verändern und ausbauen, was lieber von der Liste streichen? Wie hat etwas, das mir gefallen hat, mein Partner empfunden? Mag er es auch? Was daran mag er, was hat er dabei gefühlt? Wenn etwas grenzwertig oder nicht gut war, warum war das so? Kann man etwas verändern, oder sollte es besser vermieden werden? Abstürze können ja auch einige Zeit nach der Session stattfinden. Vielleicht dann, wenn der Partner gerade nicht in Reichweite ist. Aber auch dann sollte das Gespräch gesucht werden. Auch mit einiger Zeitverzögerung können schlechte Gedanken und Empfindungen ins Positive gekehrt werden, oder zumindest ausgeräumt werden. Oft hilft es doch schon, wenn einem zugehört und auf einen eingegangen wird. Gerade im Bereich BDSM sind beide Partner geradezu dazu verpflichtet, füreinander da zu sein. Sich zuzuhören und sich aufzufangen. Das Interesse am Partner, der Wille für ihn da zu sein und ihn zu verstehen, ist meiner Meinung nach doch schon mehr als die halbe Miete. Dann kann man darüber nachdenken, Grenzen zu verschieben und eventuell auch einzureißen.

Fachkräfte gesucht

Da liest und hört man immer von Arbeitgebern, die sich über den Fachkräftemangel in Deutschland beklagen. Es würden händeringend Fachkräfte gesucht, die Wirtschaft befände sich im Aufschwung, es gäbe offene Stellen zu besetzen, und die Situation der Frauen in der deutschen Arbeitswelt hätte sich verbessert. Verbessert im Vergleich zu was? Zum Mittelalter? Das mag sein. Spätestens seit gestern kann ich das alles nicht mehr ernst nehmen, und mir ist ne Menge klar geworden.
Es werden sogenannte Fachkräfte gesucht, die möglichst billig sind und möglichst wenige Ansprüche stellen. Das würde ja daraufhin deuten, dass möglichste junge Arbeitskräfte gesucht werden. Hier tut sich das nächste Problem auf. Bitte keine jungen Frauen! Junge Frauen kriegen höchstwahrscheinlich Kinder und sind somit auch wieder total unattraktiv für Firmen. Denn kaum hat man sich die Mühe gemacht sie einzuarbeiten, fallen sie ja doch wieder für die nächsten (mindestens) drei Jahre aus. Allerdings gilt das nicht nur für junge Frauen, sondern für Frauen im gebärfähigen Alter. Da nützt einem die schönste Qualifikation nichts, dieser Punkt scheint mittlerweile das ausschlaggebendste Einstellkriterium zu sein. Wie ich darauf komme? Ich habe es in unmittelbarer Nähe miterlebt.
Für einen Bürojob gab es drei Bewerberinnen. Zwei junge Frauen Anfang 20, keine Kinder, beide hatten ihre Ausbildungen in dem Bereich absolviert und auch bislang in diesem Bereich gearbeitet. Die dritte Bewerberin Mitte bis Ende 30, zwei Kinder, totale Quereinsteigerin, bislang in völlig anderen Bereichen tätig gewesen, und teilweise fehlen sogar absolute Grundlagen. Wer bekam die Stelle? Die dritte Frau. Sorry, aber da packe ich mir langsam an den Kopf. Hier scheint das einzige Auswahlkriterium ein gewisser vorhandener Sympathiefaktor seitens der Chefin, und eben die abgeschlossene Familienplanung gewesen zu sein. Eine andere Erklärung gibt es nicht, denn fehlenden Grundlagen wurden mit dem Kommentar "dann setzt sich jemand von uns eben einen Vormittag mit ihr zusammen" abgetan. Andere lernen dafür zwei bis drei Jahre ...
Wenn ich sowas miterlebe, brauche ich mich doch gar nicht mehr zu wundern, dass ich eine Absage nach der anderen bekomme. Ich bin zu alt und qualifiziert, um billig zu sein, bin gebärfähig, kinderlos, und ziehe der Liebe wegen um. Na dann mal gute Nacht, Marie.
Sicher gibt es Frauen, die ein Kind bekommen und für die nächsten Jahre beruflich ausfallen. Das ist aber erstens ihr gutes Recht, und zweitens muss das ja aber nicht bei jeder so sein. Vielleicht gibt es welche, die gerne schnell wieder in ihrem Beruf weiterarbeiten wollen, die sich nicht mit dem Gedanken anfreunden können, fortan nur noch zu Hause zu sitzen und auf Kind und Möbel aufpassen zu wollen. (Liebe Frauen, die ihr der Kinder wegen zu Hause bleibt, ich meine das wirklich nicht abwertend, und ihr habt meinen vollen Respekt dafür, aber es gibt eben auch andere Vorstellungen und Lebensmodelle.) Ach ja, und dann ist da ja noch die Diskrepanz zu der Aussage, dass es in Deutschland viel zu wenige Kinder gibt, und Frauen doch bitte wieder Kinder kriegen sollen. Wie soll das alles denn unter einen Hut gehen? Ist man denn nur noch von Bekloppten umgeben?
Dieses Verhalten der Arbeitgeber macht mich wütend und frustriert zugleich. Ist es denn wirklich so, dass Frauen zwischen 20 und 40 kaum noch die Chance auf einen Arbeitsplatz haben?

Montag, 14. April 2014

Namibia

2011 bekam ich die Chance, für 14 Tage nach Namibia zu reisen. Dieser Zeitraum ist für dieses unglaublich große Land eigentlich viel zu kurz, aber da ich privat unterkommen konnte, wollte ich meine Bekannten nicht zu sehr mit meiner Anwesenheit stressen. Wie sich herausstellte, eine typisch deutsche Einstellung, die komplett widerlegt wurde. Ich wurde von allen meinen Gastgebern so liebevoll und freudig aufgenommen, wie ich es mir nicht hätte vorstellen können. Das hat mich tief beeindruckt, und ich versuche mich seitdem immer mal daran zu erinnern, und mir diese Mentalität vor Augen zu führen. Es wurde kein großes Tamtam gemacht, ich wurde einfach in den Alltag integriert. Man behandelte mich überall wie ein Familienmitglied. Wirklich beeindruckend, denn es waren zu 99% mir unbekannte Menschen.
Für mich war dieser Urlaub sowieso ein großes Abenteuer, denn ich reiste allein in ein mir völlig unbekanntes Land zu fremden Menschen. Aber alles ging gut, ich wurde in Windhoek am Flughafen abgeholt und in mein erstes Quartier gefahren, und habe gleich am ersten Abend Bekanntschaft mit gegrilltem Kudu gemacht. Durchaus lecker.
 Von Windhoek ging es nach Swakopmund an der Westküste. Eine beliebte Küstenstadt, die bekannt ist für die noch immer vorhandenen Gebäude aus Namibias Zeit als deutsche Kolonie.

 Hier hatten wir vier Tage Zeit, um Stadt, Atlantik und Namib (diese nur mit Guide) zu erkunden. Die Namib beginnt direkt an der Küste des Atlantiks, und ist somit eine der wenigen Küstenwüsten der Erde. Sie ist die älteste Wüste der Welt und zugleich einer der unwirtlichsten Orte unseres Planeten. Wir durften ein kleines Stück davon per Quad erkunden. Ein riesiger Spaß und ein unvergessliches Erlebnis für mich.

Um in Namibia von einer Stadt in die andere zu kommen, macht man Meilen um Meilen mit dem Auto. Dank der Straßen (Pads), die dort zum größten Teil aus festgefahrenem Boden bestehen und mit unzähligen Querrillen überzogen sind, kommt man nur langsam voran. Diese Querrillen sind meist 5 bis 10 cm tief und entstehen im Laufe der Zeit durch zu schnelles Fahren auf diesen Schotterpisten. Sie sind der Grund dafür, dass man dort wie auf Wellblech fährt. Fährt man zu langsam, werden Fahrzeug und Insassen durchgeschüttelt, bei zu schneller Fahrt findet man sich direkt neben der Straße wieder. Am erträglichsten ist es, wenn man über die Rillen "fliegt", also so schnell fährt, dass die Reifen nicht in jedes Wellental eintauchen können. Die optimale Geschwindigkeit liegt bei ca. 80 Km/h, aber auch hier ist die Bodenhaftung eher gering und in Kurven ist Vorsicht geboten. 

Dieses Land hinterlässt bei seinem Besucher einen wahnsinnigen Eindruck. Es ist so fremd und anders als Deutschland und gleichzeitig doch manchmal so nah. Die Supermarktkette dort ist Spar, und die Spuren der Kolonialzeit sind noch oft zu finden. Aber sie werden weniger. Namibia und seine Einwohner, egal ob deutschstämmige Namibianer, Owambo, Buren, Herero, Himba oder San (ich zähle hier nur einen Bruchteil der Bevölkerung auf) sind stolz. Das können sie auch sein, denn bislang haben sie es geschafft, viele Kulturen friedlich zu vereinen. Das war natürlich nicht immer so, aber ich möchte an dieser Stelle nicht auf die Kriege und Kämpfe, die dieses Land erlebt hat, eingehen.
Ich konnte tolle Eindrücke sammeln, und wenn jemand vom Afrika-Fieber spricht weiß ich jetzt, was damit gemeint ist. Es ist eine Sehnsucht, die einen nach dem ersten Besuch Afrikas in unregelmäßigen Abständen immer wieder packt. Mal heftiger, mal milder. Aber zurück will man immer.

Meine Route war in Swakopmund natürlich nicht zu Ende. Es ging über Otjiwarongo, nach Gobabis, und von da zurück nach Windhoek. Ich habe nur einen Bruchteil Namibias gesehen, und ich möchte hier auch keinen umfassenden Reisebericht erstellen. Der würde eh ins Endlose ausufern. Mir geht es hier einfach um die Eindrücke und die Erinnerung.










Montag, 7. April 2014

Routine oder so

Im 18. Jahrhundert von französisch "routine" entlehnt. Routine bedeutet erprobtes, gewohnheitsmäßiges, übliches Handeln. Sinnverwandt mit der Gewohnheit.
Für mich ist die mit meiner Fernbeziehung verbundene Fahrerei mittlerweile zur Routine geworden. Zum Glück fahre ich gerne Auto, und auch lange Strecken machen mir grundsätzlich nichts aus. Aber ganz ehrlich, es gibt kaum Langweiligeres, als stundenlang auf grauen Asphalt zu starren, begleitet von sich ändernden Lichtverhältnissen, und immer auf der Suche nach dem gerade zu empfangenden Radiosender. Die einzige Abwechslung bietet das oftmals unvorhersehbare Handeln der anderen Verkehrsteilnehmer, wobei das auch eher eine recht zweifelhafte bis gefährliche Abwechslung ist. Telefonieren wäre ein schöner Zeitvertreib, aber das soll man nicht und es lenkt ja auch wirklich ab. Genauso wie ein gutes Hörbuch. Da ist es mir schon passiert, dass ich um ein Haar die Ausfahrt verpasst hab (trotz Navi), weil es eben gerade spannend war. Also beobachte ich den Spritverbrauch und die Zeit. Und natürlich den Straßenverkehr. Die Kassler Berge sind mittlerweile ein Highlight, denn wenn es das Verkehrsaufkommen erlaubt, machen die mit hohem Tempo erst richtig Spaß. Bielefeld könnte ich noch als herausragendes Ereignis betrachten, ist aber eher meine persönliche Horrorstrecke, denn seit ich denken kann, klafft eine Lücke in der A33, womit man gezwungen ist, das Nadelöhr Dissen - Halle - Bielefeld zu durchqueren. Sinnvolle Alternativen gibts keine, und so muss ich da halt durch, immer schon froh, wenn im Gerry-Weber-Stadion gerade keine Veranstaltung ist. Dann herrscht dort nämlich Chaos von vier Seiten, und man ist für jeden Meter, den es vorangeht, dankbar.
Gestern habe ich meine persönliche Bestzeit gefahren: 530 Km in 4 Stunden und 20 Minuten. Die Straßenverhältnisse waren von vorne bis hinten optimal, und mein Auto lief einwandfrei, was will man mehr.
Nicht, dass ich falsch verstanden werde! Um meinen Liebsten zu sehen, nehme ich diese Strecke gerne auf mich, und sei es nur für ein klitzekleines Wochenende. Ich habe mir gestern während der Fahrt nur mal so überlegt, was genau so langweilig ist und wie schön doch ein Chauffeur wäre. Gegen einen Heli oder einen kleinen Jet hätte ich auch keine Einwände, aber man will ja nicht gierig sein. Auf jeden Fall freue ich mich, dass die Fahrerei bald ein Ende hat, und darüber, wie schön sich all die kleinen Puzzleteile aneinanderfügen. Zusammen mit meinem nach wie vor positiven Bauchgefühl ein Zeichen dafür, dass das, was ich tue, dass richtige ist.