Montag, 23. Februar 2015

Literarische Weiterbildung

Vor einigen Jahren schenkte mir meine Mutter aus Gründen eine Karte mit dem Aufdruck "Wichtig ist nicht, was einem passiert, sondern wie man damit umgeht." Für mich bedeutet die Karte eine Aufforderung, Situationen von verschiedenen Seiten aus zu beleuchten und zu versuchen, das beste daraus zu machen.
Die Karte hat einen Platz auf unserem Kühlschrank gefunden. So laufe ich mehrmals am Tag an ihr vorbei und verliere dieses Motto nicht aus den Augen. Es steckt viel wahres in diesem Spruch, denn nur allzu oft lässt man sich dazu verleiten, ungünstige Situationen sehr einseitig zu betrachten. Man versucht gar nicht erst, ihnen irgendwas positives abzugewinnen.
Ich habe mir dieses Motto was meine derzeitige berufliche Situation anbelangt mal wieder zu Herzen genommen und habe angefangen, während meiner arbeitsbedingten Freiphasen Klassiker zu lesen. Den Schimmelreiter (Theodor Storm) habe ich durch und momentan Sturmhöhe (Wuthering Heights) von Emily Brontë in Arbeit. Diese wird vermutlich gefolgt werden von Wilhelm Tell (Friedrich Schiller), Götz von Berlichingen (Johann Wolfgang von Goethe) und was mir dann noch so einfällt. Fündig werde ich beim Projekt Gutenberg, einer Sammlung von klassischer Literatur online.
Ich betrachte diesen Zeitvertreib als literarische Weiterbildung, denn viele der Klassiker hat man nur gezwungenermaßen während der Schulzeit gelesen. Jetzt lese ich sie freiwillig und mit ganz anderen Augen. Ich hole das nach, was damals schon hätte hängenbleiben sollen. Ich muss nichts interpretieren, auseinandernehmen und bewerten, kann mir meine eigenen Gedanken machen und muss dabei nicht auf Notenjagd gehen.
Meinem Arbeitgeber nützt das zwar nichts, aber der will es ja anscheinend nicht anders. Ich versuche, aus der verlorenen Zeit das beste zu machen und sie wenigstens halbwegs sinnvoll totzuschlagen, indem ich mein Hirn füttere.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen