Nach dem letzten durch die Bücher
entstandenen Hype rückt „50 Shades of Grey“ mal wieder verstärkt
in das öffentliche Interesse. Der Film wird bald in den Kinos
erscheinen, der Trailer ist raus, und so kommen gerade wieder viele
(wohl überwiegend weibliche) Menschen mit dem Thema BDSM in
Berührung. Heimliche Gelüste und verbotene Fantasien werden
angeheizt und das Gehirn produziert Fragen über Fragen. Aber wem
soll man all diese brennenden Fragen stellen? Familie und Freunde
kommen meistens nicht in Betracht, also bleibt das Internet. Dort
gibt es so einige Foren zu dem Thema. Allerdings werden
Neuankömmlinge anfangs manchmal etwas belächelt, wenn sie erwähnen,
dass sie aufgrund von „Shades of Grey“ im Forum gelandet sind.
Vor diesem Hintergrund kam die Frage
auf, ob es peinlich wäre, die Bücher gelesen zu haben und ob man
dadurch für das Forum disqualifiziert wäre.
Nein! Es ist weder peinlich die
Bücher gelesen zu haben, noch ist man deswegen für irgendetwas
disqualifiziert. Die Bücher wurden von so vielen Menschen - darunter
auch viele BDSMler – gelesen, das muss einem nicht peinlich sein.
Es ist einfach so, dass durch die Bücher eine Tabugrenze in der
Gesellschaft verschoben wurde. BDSM ist dadurch in den Blickpunkt
geraten, was positive und negative Folgen uns Aspekte hat.
Als positiv empfinde ich es, dass in
der Gesellschaft allgemein offener über BDSM gesprochen oder
zumindest nachgedacht wird. Obwohl das noch immer mit einem
verschämten Lächeln oder auch hinter vorgehaltener Hand geschieht,
ist es nicht mehr so wahnsinnig anrüchig und kommt vielleicht mal
irgendwann aus der Schmuddelecke raus. Einen anderen positiven Aspekt
sehe ich darin, dass sich die ein oder andere Frau eben gerade durch
das Lesen dieser Bücher überhaupt erst traut, Fragen zu stellen und
sich mit ihrer Neigung zu beschäftigen. Vielen ist nicht wirklich
bewusst, was ihnen beim Sex fehlt, warum sie oft unbefriedigt bleiben,
und brauchen dafür einen kleinen Stups in diese Richtung.
Aber gerade diese Verschiebung von
BDSM in den öffentlichen Mittelpunkt, sehe ich auch als Kehrseite
der Medaille an. Privatsender wittern hohe Einschaltquoten durch
sogenannte Reportagen, die nur aus Sensationsjournalismus bestehen
und eben doch wieder nur das Klischee bedienen. BDSM wird durch den
Hype um die Bücher, genährt durch SoG-Workshops und
SoG-Startersets, zur Modeerscheinung. Viele wollen das „mal
probieren“ und wenn es dann weh tut, ist das Geschrei groß und die
teuer erstandenen Billigspielzeuge (die zudem auch noch zur Gefahr werden können) wandern auf dem schnellsten Weg in den Keller.
Wenn man tiefer in die Materie BDSM
eintaucht merkt man, dass viele Darstellungen bei „Shades of Grey“
nicht der Realität entsprechen. Es funktioniert nicht, seine
Partnerin einhändig an der Spreizstange von der Bauch- in die
Rückenlage zu drehen. Nicht jeder empfindet Lust durch das Zufügen
oder Empfangen von Schmerzen. Bei der Entdeckung der bunten BDSM-Welt
landet dann so manch einer vielleicht eher unsanft in der Realität.
Aber peinlich muss einem die Lektüre der Bücher nicht sein und man
ist dadurch auch nicht automatisch für irgendwas disqualifiziert.