Mütter hatten sich beschwert, dass
ihre Kinder den Eseln bei der Paarung zusehen müssten, woraufhin
sich eine konservative Lokalpolitikerin des Falls annahm und den
Zoodirektor davon überzeugte, die Esel zu trennen.
Ähm, ja … Gehts noch? Vermutlich
hatten diese Mütter nicht die passenden Globuli für die drohende
sexuelle Verrohung ihrer Kinder parat. Hilfe, unsere Kinder sehen die
Natur! Lasst sie uns von allem Natürlichen fernhalten! Gott erschuf
die Welt, die Menschen und Tiere. Er erschafft vermutlich auch jedes
einzelne Lebewesen neu. Muss ein vielbeschäftigter Mann sein, der
Gott. Für diejenigen, die nicht an diese Entstehungsgeschichte
glauben, wird der Storch aktiv oder der Nachwuchs quält sich aus
einer Pflaume heraus – wie auch immer er da hineingekommen sein
mag.
Wo kommen wir bloß hin, wenn das so
weitergeht? Unser Kinder dürfen weder sehen, wie Leben entsteht,
noch wie es endet. Die Tierbabys kommen aus dem Stall und das Fleisch
aus dem Supermarkt. Alles schön steril und jugendfrei. Da ist es
fraglich, wie Bauernhofkinder damals und heute so etwas ohne
psychische Schäden verkraftet haben. Eigentlich braucht es dazu noch
nicht einmal einen Bauernhof. Ich kann mich erinnern, dass Nachbars
Karnickel eben irgendwann geschlachtet wurden. Uns Kindern war es
freigestellt, das zu sehen oder nicht. Die Fische aus dem Teich
wurden an der Treppe totgehauen, und der unglückliche Fasan, der
unser Fenster nicht realisiert hatte, im Keller geschlachtet. Es war
vielleicht nicht schön, aber es war so. Da wurde kein großes Gewese
drum gemacht.
So richtig paradox wird es bei
Leichen. Menschliche Leichen dürfen keinesfalls von Kindern gesehen
werden, tierische schon. Liegt Muckel oder Hansi tot im Käfig, wird
das arme Wesen verabschiedet und im Garten unter einem hübschen Baum
beerdigt. Liegt Oma hübsch zurechtgemacht in der Leichenhalle,
werden die Enkel besser davon ferngehalten, bis sie im Sarg gut
verschlossen untergebracht ist. Es könnte schlimme Auswirkungen auf
die Entwicklung der lieben Kleinen haben.
Was die Oma angeht, bin ich froh,
meine Großmutter nach ihrem Tod gesehen zu haben. Hübsch
zurechtgemacht und mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck. So konnte
ich mich in aller Ruhe von ihr verabschieden und habe den
verstörenden Anblick aus dem Krankenhaus abschütteln können.
Was Napoleon und Antosia angeht,
siegte doch noch die Vernunft: Nachdem 7.000 Menschen eine Petition,
in der die Wiedervereinigung der Esel gefordert wurde, unterschrieben
hatten, wurde die räumliche Trennung aufgehoben.