Donnerstag, 7. August 2014

Alltäglicher Wahnsinn

Ich bin nun seit einigen Wochen in Bayern und gewöhne mich so langsam an Sprache, Redewendungen, Grußformeln und Ausdrucksweise. Verstehen klappt ganz gut, sprechen nicht, da weigert sich mein Körper anscheinend das Hochdeutsche aufzugeben. Okay, wenn die hier wollen, dass ich sie nicht verstehe, habe ich keine Chance, aber das kam bislang noch nicht vor. Interessant finde ich es, wie meine Gesprächspartner sofort vom Bayerischen ins nahezu Hochdeutsche wechseln, sobald sie mit mir sprechen. Und wieder zurück, sobald sie mit einem Einheimischen reden. Ich finde das einerseits sehr nett und entgegenkommend, andererseits muss (und will) ich mich aber auch an das Bayerische gewöhnen, und so wäre es vielleicht besser, sie würden das sein lassen. Mit Wünschen soll man ja bekanntlich vorsichtig sein, da sie in Erfüllung gehen könnten. Es gibt so auch schon genügend Alltagssituationen, die mich langsam an den Rand der Verzweiflung treiben.
Da wäre zum einen die anscheinend nur mir zugeteilte Fleischereifachverkäuferin. Eine ältere Dame mit viel Ahnung vom Fach, die aber an meinem Verstand zu zweifeln scheint. Jedes Mal, wenn ich etwas bestelle, fragt sie nach:
MissB: „Ich hätte gerne 500g Rinderhackfleisch.“
Ffv: „Nur vom Rind?“

MissB: „Ich hätte gerne 3 Schweinenackensteaks.“ (deutet dabei auf den Schweinenacken am Stück)
Ffv: „Die ungewürzten?“ (gewürzte waren im Angebot, lagen aber in einer anderen Ecke der Fleischtheke)
Das sind nur zwei Beispiele, aber so in der Art spielt sich jeder meiner Fleischereibesuche ab. Sie scheint mir einfach  nicht zuzutrauen, dass ich auch das meine, was ich sage. Es laufen da auch noch andere Verkäuferinnen herum, aber immer nur diese eine bedient mich. Ob die mir, der vermutlich verrückten Norddeutschen, zugeteilt wurde? *grübel*
Da ich grundsätzlich anpassungs- und lernfähig bin, bemühe ich mich, die hiesigen Begriffe zu erlernen und wende sie dann auch an. Meistens bin ich dann recht stolz darauf, mich richtig ausgedrückt zu haben und dann: BAMM …:
MissB: „Fünf Semmeln bitte.“
„Sie meinen die Schrippen?“
MissB: „Eine Brezen bitte.“
„Mit oder ohne Salz?“
Argh …! Irgendwas ist hier aber auch immer! Das war doch in meiner alten Heimat nicht so kompliziert. Wieso heißen die Dinger denn hier auf einmal Schrippen? Ich bin doch nicht in Berlin. Und Brezen mit oder ohne Salz? Derlei Unterschiede werden im nördlicheren Teil Deutschlands gar nicht gemacht.
Wäre es nicht lustig, wäre es schier zum Verzweifeln, aber ich werde nicht aufgeben. Und irgendwann, eines schönen Tages, kommen vielleicht keine seltsamen Rückfragen mehr.

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