Ich bin nun seit einigen Wochen in
Bayern und gewöhne mich so langsam an Sprache, Redewendungen,
Grußformeln und Ausdrucksweise. Verstehen klappt ganz gut, sprechen
nicht, da weigert sich mein Körper anscheinend das Hochdeutsche
aufzugeben. Okay, wenn die hier wollen, dass ich sie nicht verstehe,
habe ich keine Chance, aber das kam bislang noch nicht vor.
Interessant finde ich es, wie meine Gesprächspartner sofort vom
Bayerischen ins nahezu Hochdeutsche wechseln, sobald sie mit mir
sprechen. Und wieder zurück, sobald sie mit einem Einheimischen
reden. Ich finde das einerseits sehr nett und entgegenkommend,
andererseits muss (und will) ich mich aber auch an das Bayerische
gewöhnen, und so wäre es vielleicht besser, sie würden das sein
lassen. Mit Wünschen soll man ja bekanntlich vorsichtig sein, da sie
in Erfüllung gehen könnten. Es gibt so auch schon genügend
Alltagssituationen, die mich langsam an den Rand der Verzweiflung treiben.
Da wäre zum einen die anscheinend
nur mir zugeteilte Fleischereifachverkäuferin. Eine ältere Dame mit
viel Ahnung vom Fach, die aber an meinem Verstand zu zweifeln
scheint. Jedes Mal, wenn ich etwas bestelle, fragt sie nach:
MissB: „Ich hätte gerne 500g
Rinderhackfleisch.“
Ffv: „Nur vom Rind?“
MissB: „Ich hätte gerne 3
Schweinenackensteaks.“ (deutet dabei auf den Schweinenacken am
Stück)
Ffv: „Die ungewürzten?“
(gewürzte waren im Angebot, lagen aber in einer anderen Ecke der
Fleischtheke)
Das sind nur zwei Beispiele, aber so
in der Art spielt sich jeder meiner Fleischereibesuche ab. Sie scheint mir einfach nicht zuzutrauen, dass ich auch das meine, was ich sage. Es laufen
da auch noch andere Verkäuferinnen herum, aber immer nur diese eine
bedient mich. Ob die mir, der vermutlich verrückten Norddeutschen,
zugeteilt wurde? *grübel*
Da ich grundsätzlich anpassungs- und
lernfähig bin, bemühe ich mich, die hiesigen Begriffe zu erlernen und
wende sie dann auch an. Meistens bin ich dann recht stolz darauf,
mich richtig ausgedrückt zu haben und dann: BAMM …:
MissB: „Fünf Semmeln bitte.“
„Sie meinen die Schrippen?“
MissB: „Eine Brezen bitte.“
„Mit oder ohne Salz?“
Argh …! Irgendwas ist hier aber
auch immer! Das war doch in meiner alten Heimat nicht so kompliziert.
Wieso heißen die Dinger denn hier auf einmal Schrippen? Ich bin doch
nicht in Berlin. Und Brezen mit oder ohne Salz? Derlei Unterschiede
werden im nördlicheren Teil Deutschlands gar nicht gemacht.
Wäre es nicht lustig, wäre es
schier zum Verzweifeln, aber ich werde nicht aufgeben. Und
irgendwann, eines schönen Tages, kommen vielleicht keine seltsamen
Rückfragen mehr.
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