Ich habe nach Jahren der Abstinenz mal
wieder den ernsthaften Versuch unternommen, mit der
Deutschen Bahn
entspannt und umweltbewusst von A nach B zu kommen. Allerdings über
C. Und das war mein großer Fehler!
Ticket online gekauft, alles kein
Problem und ohne große Reibereien machbar. Ich war 20 Min. vor
Abfahrt am passenden Gleis, als die Durchsage kam, dass der Zug, der
vor meinem ein- und ausfahren sollte, 20 Min Verspätung hatte. Okay,
das fängt gut an, aber es ist ja nicht mein Zug. Alles noch kein
Drama, dann hat meiner evtl. 2-3 Min Verspätung...denke ich so bei
mir. Falsch gedacht! Die nächste Durchsage kündigte eine Verspätung
meines Zuges um ca. 70 Min. (in Worten: siebzig!!) an! Ich traute
meinen Ohren nicht und schaute ungläubig auf die Anzeigetafel. In
der Tat ca.70 Min Verspätung. Das kann doch nicht wahr sein...was
tun?!?
Ich wanderte in Richtung
Ticketschalter. Der Bahnangestellte, dem ich zugeteilt wurde, sah
darin gar kein Problem und buchte mich auf den Anschlusszug um, der
eine Stunde später von meinem Zwischenziel in Richtung Zielbahnhof
abfahren sollte. Auf dem Weg zurück Richtung Gleise dämmerte mir so
langsam, dass das, rein rechnerisch gesehen, gar nicht klappen
konnte. Wie sollte ich, wenn mein Zug 70 Min. Verspätung hat, den
Anschlusszug passend erwischen, wenn eine Fahrtzeit von 1,10 Std. vor
mir liegt? Ich lief also zum Informationsschalter und fragte nach, ob
ich den Anschlusszug denn überhaupt erreichen könnte. Die Zippe Dame
dahinter: „Nein, den kriegen Sie nicht.“ Ich fragte sie, was denn
jetzt zu tun sei, da ich noch heute Abend an meinem Zielort ankommen
müsste. Ihre Antwort: „Es gibt noch einen Nachtzug, dann sind Sie
um 3:21h dort oder Sie suchen sich ein Hotel in XX und fahren morgen
weiter. Die Kosten dafür übernimmt ja die Bahn.“ Wie großzügig!
Ich schaute sie ungläubig an: „Das ist ja mal überhaupt keine
Option! Ich muss dort heute noch hin!“ Sie: „Aber den Zug kriegen
Sie nicht.“ Danke für das Gespräch! Dieses völlige Desinteresse
und die absolute Lustlosigkeit gaben mir den Rest und ich rief
aufgelöst und mit Tränen in den Augen dort an, wo ich hin wollte.
Am anderen Ende der Leitung kamen mir Verständnis, Ruhe und
Gelassenheit entgegen, so dass ich auch wieder klare Gedanken fassen
konnte und mich wiederum zum Ticketschalter begab. Dort wurde ich nun
einem älteren Herren zugeteilt, der erst genervt meine Ausführungen
kommentierte, aber dann doch noch bemüht und recht verständig
wurde. Ich wollte schließlich nur eine Aussage darüber haben, ob es
überhaupt noch möglich ist, diesen Anschlusszug zu erreichen und
wenn nicht, wie es dann weitergehen würde. Er tippte auf seiner
Tastatur herum, befragte den PC und teilte mir dann mit, dass es
absolut keine Chance für mich gäbe, diesen Anschlusszug zu
erreichen. Auf weitere Nachfragen hin bot er mir dann an, gemeinsam
das Erstattungsformular auszufüllen und für mich wegzuschicken,
damit ich die Reisekosten ersetzt bekäme, wenn ich mit dem Auto
führe.
Gesagt, getan. Ich stieg also
frustriert und wütend, aber mit lohnendem Ziel vor Augen, in mein
Vehikel und machte mich auf den Weg gen Süden. Die Fahrt verlief
ohne weitere Zwischenfälle, mein Auto meinte nur einmal kurz
rumzicken zu müssen, aber ich umging das drohende Desaster und kam
so 5 Stunden später dort an, wo ich hin wollte.
Ich hatte ein wunderschönes Wochenende
und die Option, diese Reise nicht anzutreten und zu Hause zu bleiben,
gab es zu keinem Zeitpunkt.
Von der Deutschen Bahn lasse ich mich
allerdings nicht wieder foppen. Sollte ich sie in der Zeit, in der
meine Probe BahnCard gültig ist, noch einmal nutzen, dann garantiert
nur von A nach B. Alles andere geht einfach nicht.
Wenn auf etwas Verlass ist, dann
darauf, dass auf die Bahn kein Verlass ist.
Die Erstattung des Fahrpreises steht
allerdings noch aus. Es bleibt spannend...