Sonntag, 19. Januar 2014

Ruhe bitte!

Ganz so lange bin ich noch nicht Teil dieser bunten BDSM-Welt, aber eins ist mir schon sehr früh klar gewesen. Ein Knebel ist immens wichtig!
Für mich ist der Knebel ein wichtiger Bestandteil der Bondage. Er rundet sie ab. Nicht nur auf Fotos, auch beim Spiel mit dem Partner gibt er den letzten Schliff. Zusammen mit der Augenbinde lässt er mich in eine eigene Welt abtauchen. Nahezu bewegungslos, blind und stumm warte ich auf das, was geschieht. Ich habe mich meinem Gegenüber, seiner Fantasie, seinen Ideen und seiner Lust ausgeliefert. Der Knebel zeigt mir deutlich, wie hilflos ich bin. Außerdem wirkt er schalldämmend. Ein nicht ganz unwichtiger Punkt.
Von nun an spielt das Vertrauen zum Partner eine noch größere Rolle. Denn sollte etwas nicht stimmen, habe ich weder durch Augenkontakt noch durch Sprache die Möglichkeit, mich bemerkbar zu machen. Er muss mich nun zu lesen wissen, meine Reaktionen kennen und eventuelle untypische Verhaltensweisen meinerseits deuten können. Hier ist es durchaus sinnvoll, sich zusätzlich auf Zeichen zu einigen. Dies kann zum Beispiel sein, dass, solange die Begünstigte stöhnt, alles in Ordnung ist, oder anstelle eines Safewords ein Lied gesummt wird. Dieses sollte natürlich allen Beteiligten bekannt und äußerst einfach gestrickt sein. Es nützt nichts, wenn man sich, kurz vor der Panik stehend, die Notenfolge von Händels Wassermusik ins Gedächtnis rufen muss. Allerdings muss ich hier einschränkend sagen, dass das nur deutlich vor einer Panik funktioniert, wenn man noch klar denken kann und einem die Situation unerträglich wird und man sie stoppen möchte. Je nach Art der Bondage ist es oft auch unmöglich, etwas in der Hand zu halten, das man als Safewordersatz fallen lassen könnte. Noch unmöglicher wird es sein, mit dem Fuß aufzustampfen, ebenfalls ein gern genommener Stopper. Ich habe die besten Erfahrungen mit dem Ampel-Code gemacht. In dem Sinne, dass der Partner immer wieder nachfragt. Je besser man sich kennt, desto besser kann man die Reaktionen und das Verhalten seines Gegenübers einschätzen und weiß, wo eventuelle Knackpunkte bestehen.
Jeder Knebel hat seine Vor-und Nachteile, so wie auch jeder Geknebelte seine Vorlieben und Abneigungen gegen diesen oder jenen Knebel hat. Es gibt viele verschiedene Knebelvarianten. Manche verhindern, dass der Speichel geschluckt werden kann, andere stoppen den Speichelfluss komplett. Ich persönlich bevorzuge eine recht heftige Variante des Knebelns, nämlich ein Stück Stoff im Mund mit Tape oder Bandagen fixiert. Die Größe des Stoffs sollte so gewählt werden, dass in der Mundhöhle kein Platz mehr ist, der Stoff aber auch nicht bis in den Rachen hängt. Einerseits dämpft dieser Knebel wunderbar, andererseits sitzt er sehr fest und unterstreicht die Hilflosigkeit um so mehr. Er lässt der Zunge und den Lippen keine Bewegungsfreiheit. Der Schluckreflex setzt nach kurzer Zeit aus, da sämtlicher Speichel aufgesaugt wird. Sobald ich realisiert habe, dass ich nicht schlucken muss, kann ich die Zunge entspannen und versuche es nicht mehr. Dann kann ich abtauchen. Allerdings habe ich auch schon die Erfahrung gemacht, dass dieser von mir bevorzugte Knebel nicht für jede Spielart geeignet ist. Ich musste eine Situation abbrechen, da ich die in meinem Kopf entstandene Endgültigkeit nicht ausschalten konnte.
Lederknebel mit Mundplatte zählen auch zu meinen Favoriten. Sie bestehen aus einer weichen Lederkugel, die an einer Mundplatte befestigt ist. Die Kugel gibt es in verschieden Größen und Formen. Sie füllt den Mund gut aus, dämpft den Schall und durch die Mundplatte sitzt der Knebel gut und dicht. Der Speichel wird nicht aufgesaugt, und wenn man steht, sitzt oder auf dem Rücken liegt, kann man ihn sogar schlucken. Auf dem Bauch liegend, sieht das dann schon wieder anders aus. Das Lederband, mit dem der Knebel am Kopf fixiert wird, ist an der Mundplatte befestigt. Somit liegt es auf dem Gesicht bzw. auf dem Mund und kann nicht in die Mundwinkel einschneiden. Die Mundplatte verteilt den Druck gleichmäßig, so dass der Knebel fest verschnallt werden kann.
Ballknebel in verschiedenen Größen sind auch nicht zu verachten, wobei ich persönlich einen großen Ball bevorzuge. Er ist angenehm zum Draufbeißen und gleichzeitig ruft er sich durch seine Größe immer wieder in die Erinnerung und los wird man ihn auch nicht. Die Lippen sind bei den Ballknebeln frei und können verwöhnt werden. Ein großer Vorteil in meinen Augen. Gleichzeitig nahezu ein Grund zur Verzweiflung, denn ich möchte reagieren und kann es nicht. Eine durchaus antörnende Zwickmühle, in die man da gerät. Ein Nachteil der Ballknebel ist, dass das Lederband, an dem der Ball befestigt ist, nach einiger Zeit in die Mundwinkel einschneidet. Entweder, man schnallt sie also nicht allzu fest oder man probiert verschiedene Varianten dieser Knebel aus (es gibt sie auch mit einer Art Geschirr, das um den Kopf verschnallt wird) und schaut, welcher am besten funktioniert. Im Gegensatz zum Stoffknebel setzt beim Ballknebel der Schluckreflex nicht aus. Dieses nützt einem allerdings nicht viel, ist sogar vermutlich Teil eines teuflischen Plans, denn der entstehende Speichel sucht sich mit absoluter Sicherheit seinen Weg in die Freiheit. Bei den geschlossenen Bällen kann man der Situation oft noch Herr werden, bei den gelochten Bällen hat man keine Chance, das Sabbern zu unterbinden. Da ich nicht gerne sabbere, für mich also bitte keinen gelochten Knebel.
Eine weitere Variante sind Kissenknebel. Sie bestehen aus einem rechteckigen oder elliptisch geformten weichen Kissen, das an einem Lederband befestigt ist und am Hinterkopf geschlossen wird. Kissenknebel sind angenehm zu tragen, bieten ausreichend Möglichkeit zum Atmen, erlauben das Schlucken des Speichels und lassen seiner Trägerin eine kleine Möglichkeit der Kommunikation. Somit würde ich sie jedem empfehlen, der noch keine Erfahrung mit Knebeln hat. Einfach mal testen.
Am besten Atmen kann man durch Ringknebel. Sie bestehen aus einem mit Leder oder Latex umwickelten Ring, der dafür sorgt, dass der Mund geöffnet bleibt. So kann Top verschiedenste Dinge in Bottoms Mund stecken und sie damit ärgern oder verwöhnen. Je nachdem. An sich eine schöne Geschichte, allerdings empfinde ich es als nachteilig, dass der Innendurchmesser des Rings oft recht klein ist. Liegt aber vermutlich in der Natur der Sache. Man soll draufbeißen können, und es ist eben ein Knebel und keine Maulsperre.
Es gibt natürlich noch viele andere Knebelvarianten. Penisknebel, Knebel zum Aufpumpen, Horsegags, Mundspreizer und noch viel mehr. Der Fantasie und Spiellaune sind fast keine Grenzen gesetzt. Ich habe hier nur die genauer beschrieben, die mir persönlich am wichtigsten sind.
Wenn man denn schon gefragt wird, sollte man gut überlegen, ob es lieber ein kleiner komfortabler Ballknebel, ein Lederknebel oder eben doch das Klebeband mit der Lizenz zum Mindfuck sein darf. Hier hat man dann die Wahl der Qual oder auch die Qual der Wahl.
Fest steht, für mich gehören Knebel dazu. Sei es, um das Spiel abzurunden oder um mich selber vor meiner doch manchmal etwas großen Klappe zu schützen.

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