Samstag, 26. April 2014

Absturzgefahr

Oft lese ich die Frage, wie ein Absturz nach der Session/dem Spiel vermieden werden kann. Ich selber habe zum Glück noch nicht diese Erfahrung in all ihrer Konsequenz gemacht, mache mir aber natürlich auch meine Gedanken darüber.
Einmal gab es eine grenzwertige Situation, ich habe sie hier schon kurz erwähnt. Als Mumie verpackt, bekam ich ohne jegliche Vorwarnung (zumindest bin ich mir dessen nicht bewusst) eine Panikattacke. Alles ging so rasend schnell, dass ich es wohl nur der Sensibilität und dem Einfühlungsvermögen meines Partner zu verdanken habe, dass es nicht zu einem Absturz gekommen ist. In diesem Fall haben die schnelle Entfernung von Knebel, Augenmaske und Kopffolie, seine Berührung und Zusprache gereicht, um mich zu beruhigen und die Panik zu beseitigen. Wir haben also nicht abgebrochen und seitdem weiß ich, auf was ich zu achten habe. Ob abgebrochen werden muss oder nicht, ist sicher individuell ganz unterschiedlich, und von der jeweiligen Situation abhängig. Bei mir war es gut so, generell würde ich aber einen Abbruch der Session empfehlen, wenn etwas derartiges passiert.
Ganz automatisch wird von den meisten vorausgesetzt, dass Sub abstürzt, aber auch Dom kann das passieren. Ich denke, es passiert am häufigsten, wenn man sich (egal ob Sub oder Dom) nicht eingestehen will oder kann, dass es reicht. Wenn man sich über seine eigenen Grenzen treiben will, dieses und jenes noch aushalten will, obwohl einem selbst vielleicht schon ein wenig unwohl bei der Sache ist. Man hat den Ehrgeiz, nicht versagen zu wollen. Sei es nun, um seinem Partner zu gefallen, oder weil man sich seine eigene vermeintliche Schwäche nicht eingestehen will. Es kann aber auch durch einen Trigger ausgelöst werden, den man bis zu diesem Zeitpunkt vielleicht gar nicht kannte, oder an den man im Eifer des Gefechts nicht gedacht hat, weil jahrelang verschollen. Ein Absturz kann so viele Gründe haben. Ob er generell immer vermeidbar ist, weiß ich nicht, liegt bestimmt auch an seinem Grund.
Das gegenseitige Auffangen nach dem Spiel ist meines Erachtens immens wichtig. Sozusagen die Nachbereitung des gemeinsam Erlebten. Es schafft Vertrauen, Nähe, ist sehr intim und fördert das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen. Man hält sich gegenseitig fest, tauscht Zärtlichkeiten aus und spricht über das Erlebte. Über seine Gefühle und Empfindungen. Hat es gekickt, oder war es anders als gedacht? Was würde man gerne wiederholen, verändern und ausbauen, was lieber von der Liste streichen? Wie hat etwas, das mir gefallen hat, mein Partner empfunden? Mag er es auch? Was daran mag er, was hat er dabei gefühlt? Wenn etwas grenzwertig oder nicht gut war, warum war das so? Kann man etwas verändern, oder sollte es besser vermieden werden? Abstürze können ja auch einige Zeit nach der Session stattfinden. Vielleicht dann, wenn der Partner gerade nicht in Reichweite ist. Aber auch dann sollte das Gespräch gesucht werden. Auch mit einiger Zeitverzögerung können schlechte Gedanken und Empfindungen ins Positive gekehrt werden, oder zumindest ausgeräumt werden. Oft hilft es doch schon, wenn einem zugehört und auf einen eingegangen wird. Gerade im Bereich BDSM sind beide Partner geradezu dazu verpflichtet, füreinander da zu sein. Sich zuzuhören und sich aufzufangen. Das Interesse am Partner, der Wille für ihn da zu sein und ihn zu verstehen, ist meiner Meinung nach doch schon mehr als die halbe Miete. Dann kann man darüber nachdenken, Grenzen zu verschieben und eventuell auch einzureißen.

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