Oft lese ich die Frage, wie ein
Absturz nach der Session/dem Spiel vermieden werden kann. Ich selber
habe zum Glück noch nicht diese Erfahrung in all ihrer Konsequenz
gemacht, mache mir aber natürlich auch meine Gedanken darüber.
Einmal gab es eine grenzwertige
Situation, ich habe sie hier schon kurz erwähnt. Als Mumie
verpackt, bekam ich ohne jegliche Vorwarnung (zumindest bin ich mir
dessen nicht bewusst) eine Panikattacke. Alles ging so rasend
schnell, dass ich es wohl nur der Sensibilität und dem
Einfühlungsvermögen meines Partner zu verdanken habe, dass es nicht
zu einem Absturz gekommen ist. In diesem Fall haben die schnelle
Entfernung von Knebel, Augenmaske und Kopffolie, seine Berührung und
Zusprache gereicht, um mich zu beruhigen und die Panik zu beseitigen.
Wir haben also nicht abgebrochen und seitdem weiß ich, auf was ich
zu achten habe. Ob abgebrochen werden muss oder nicht, ist sicher
individuell ganz unterschiedlich, und von der jeweiligen Situation
abhängig. Bei mir war es gut so, generell würde ich aber einen
Abbruch der Session empfehlen, wenn etwas derartiges passiert.
Ganz automatisch wird von den meisten
vorausgesetzt, dass Sub abstürzt, aber auch Dom kann das passieren.
Ich denke, es passiert am häufigsten, wenn man sich (egal ob Sub
oder Dom) nicht eingestehen will oder kann, dass es reicht. Wenn man
sich über seine eigenen Grenzen treiben will, dieses und jenes noch
aushalten will, obwohl einem selbst vielleicht schon ein wenig unwohl
bei der Sache ist. Man hat den Ehrgeiz, nicht versagen zu wollen. Sei
es nun, um seinem Partner zu gefallen, oder weil man sich seine
eigene vermeintliche Schwäche nicht eingestehen will. Es kann aber
auch durch einen Trigger ausgelöst werden, den man bis zu
diesem Zeitpunkt vielleicht gar nicht kannte, oder an den man im
Eifer des Gefechts nicht gedacht hat, weil jahrelang verschollen. Ein
Absturz kann so viele Gründe haben. Ob er generell immer vermeidbar
ist, weiß ich nicht, liegt bestimmt auch an seinem Grund.
Das gegenseitige Auffangen nach dem
Spiel ist meines Erachtens immens wichtig. Sozusagen die
Nachbereitung des gemeinsam Erlebten. Es schafft Vertrauen, Nähe,
ist sehr intim und fördert das gegenseitige Kennenlernen und
Verstehen. Man hält sich gegenseitig fest, tauscht Zärtlichkeiten
aus und spricht über das Erlebte. Über seine Gefühle und
Empfindungen. Hat es gekickt, oder war es anders als gedacht? Was
würde man gerne wiederholen, verändern und ausbauen, was lieber von
der Liste streichen? Wie hat etwas, das mir gefallen hat, mein
Partner empfunden? Mag er es auch? Was daran mag er, was hat er dabei
gefühlt? Wenn etwas grenzwertig oder nicht gut war, warum war das
so? Kann man etwas verändern, oder sollte es besser vermieden
werden? Abstürze können ja auch einige Zeit nach der Session
stattfinden. Vielleicht dann, wenn der Partner gerade nicht in
Reichweite ist. Aber auch dann sollte das Gespräch gesucht werden.
Auch mit einiger Zeitverzögerung können schlechte Gedanken und
Empfindungen ins Positive gekehrt werden, oder zumindest ausgeräumt
werden. Oft hilft es doch schon, wenn einem zugehört und auf einen
eingegangen wird. Gerade im Bereich BDSM sind beide Partner geradezu
dazu verpflichtet, füreinander da zu sein. Sich zuzuhören und sich
aufzufangen. Das Interesse am Partner, der Wille für ihn da zu sein
und ihn zu verstehen, ist meiner Meinung nach doch schon mehr als die
halbe Miete. Dann kann man darüber nachdenken, Grenzen zu
verschieben und eventuell auch einzureißen.
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