Ganz so lange bin ich noch nicht Teil
dieser bunten BDSM-Welt, aber eins ist mir schon sehr früh klar
gewesen. Ein Knebel ist immens wichtig!
Für mich ist der Knebel ein
wichtiger Bestandteil der Bondage. Er rundet sie ab. Nicht nur auf
Fotos, auch beim Spiel mit dem Partner gibt er den letzten Schliff.
Zusammen mit der Augenbinde lässt er mich in eine eigene Welt
abtauchen. Nahezu bewegungslos, blind und stumm warte ich auf das,
was geschieht. Ich habe mich meinem Gegenüber, seiner Fantasie,
seinen Ideen und seiner Lust ausgeliefert. Der Knebel zeigt mir
deutlich, wie hilflos ich bin. Außerdem wirkt er schalldämmend. Ein
nicht ganz unwichtiger Punkt.
Von nun an spielt das Vertrauen zum
Partner eine noch größere Rolle. Denn sollte etwas nicht stimmen,
habe ich weder durch Augenkontakt noch durch Sprache die Möglichkeit,
mich bemerkbar zu machen. Er muss mich nun zu lesen wissen, meine
Reaktionen kennen und eventuelle untypische Verhaltensweisen
meinerseits deuten können. Hier ist es durchaus sinnvoll, sich
zusätzlich auf Zeichen zu einigen. Dies kann zum Beispiel sein,
dass, solange die Begünstigte stöhnt, alles in Ordnung ist, oder
anstelle eines Safewords ein Lied gesummt wird. Dieses sollte
natürlich allen Beteiligten bekannt und äußerst einfach gestrickt
sein. Es nützt nichts, wenn man sich, kurz vor der Panik stehend,
die Notenfolge von Händels Wassermusik ins Gedächtnis rufen muss.
Allerdings muss ich hier einschränkend sagen, dass das nur deutlich
vor einer Panik funktioniert, wenn man noch klar denken kann und
einem die Situation unerträglich wird und man sie stoppen möchte.
Je nach Art der Bondage ist es oft auch unmöglich, etwas in der Hand
zu halten, das man als Safewordersatz fallen lassen könnte. Noch
unmöglicher wird es sein, mit dem Fuß aufzustampfen, ebenfalls ein
gern genommener Stopper. Ich habe die besten Erfahrungen mit dem
Ampel-Code gemacht. In dem Sinne, dass der Partner immer wieder
nachfragt. Je besser man sich kennt, desto besser kann man die
Reaktionen und das Verhalten seines Gegenübers einschätzen und
weiß, wo eventuelle Knackpunkte bestehen.
Jeder Knebel hat seine Vor-und
Nachteile, so wie auch jeder Geknebelte seine Vorlieben und
Abneigungen gegen diesen oder jenen Knebel hat. Es gibt viele
verschiedene Knebelvarianten. Manche verhindern, dass der Speichel
geschluckt werden kann, andere stoppen den Speichelfluss komplett.
Ich persönlich bevorzuge eine recht heftige Variante des Knebelns,
nämlich ein Stück Stoff im Mund mit Tape oder Bandagen fixiert. Die
Größe des Stoffs sollte so gewählt werden, dass in der Mundhöhle
kein Platz mehr ist, der Stoff aber auch nicht bis in den Rachen
hängt. Einerseits dämpft dieser Knebel wunderbar, andererseits
sitzt er sehr fest und unterstreicht die Hilflosigkeit um so mehr. Er
lässt der Zunge und den Lippen keine Bewegungsfreiheit. Der
Schluckreflex setzt nach kurzer Zeit aus, da sämtlicher Speichel
aufgesaugt wird. Sobald ich realisiert habe, dass ich nicht schlucken
muss, kann ich die Zunge entspannen und versuche es nicht mehr. Dann
kann ich abtauchen. Allerdings habe ich auch schon die Erfahrung
gemacht, dass dieser von mir bevorzugte Knebel nicht für jede
Spielart geeignet ist. Ich musste eine Situation abbrechen, da ich
die in meinem Kopf entstandene Endgültigkeit nicht ausschalten
konnte.
Lederknebel mit Mundplatte zählen
auch zu meinen Favoriten. Sie bestehen aus einer weichen Lederkugel,
die an einer Mundplatte befestigt ist. Die Kugel gibt es in
verschieden Größen und Formen. Sie füllt den Mund gut aus, dämpft
den Schall und durch die Mundplatte sitzt der Knebel gut und dicht.
Der Speichel wird nicht aufgesaugt, und wenn man steht, sitzt oder auf
dem Rücken liegt, kann man ihn sogar schlucken. Auf dem Bauch
liegend, sieht das dann schon wieder anders aus. Das Lederband, mit
dem der Knebel am Kopf fixiert wird, ist an der Mundplatte befestigt.
Somit liegt es auf dem Gesicht bzw. auf dem Mund und kann nicht in
die Mundwinkel einschneiden. Die Mundplatte verteilt den Druck
gleichmäßig, so dass der Knebel fest verschnallt werden kann.
Ballknebel in verschiedenen Größen
sind auch nicht zu verachten, wobei ich persönlich einen großen
Ball bevorzuge. Er ist angenehm zum Draufbeißen und gleichzeitig
ruft er sich durch seine Größe immer wieder in die Erinnerung und
los wird man ihn auch nicht. Die Lippen sind bei den Ballknebeln frei
und können verwöhnt werden. Ein großer Vorteil in meinen Augen.
Gleichzeitig nahezu ein Grund zur Verzweiflung, denn ich möchte
reagieren und kann es nicht. Eine durchaus antörnende Zwickmühle,
in die man da gerät. Ein Nachteil der Ballknebel ist, dass das
Lederband, an dem der Ball befestigt ist, nach einiger Zeit in die
Mundwinkel einschneidet. Entweder, man schnallt sie also nicht allzu
fest oder man probiert verschiedene Varianten dieser Knebel aus (es
gibt sie auch mit einer Art Geschirr, das um den Kopf verschnallt
wird) und schaut, welcher am besten funktioniert. Im Gegensatz zum
Stoffknebel setzt beim Ballknebel der Schluckreflex nicht aus. Dieses
nützt einem allerdings nicht viel, ist sogar vermutlich Teil eines
teuflischen Plans, denn der entstehende Speichel sucht sich mit
absoluter Sicherheit seinen Weg in die Freiheit. Bei den
geschlossenen Bällen kann man der Situation oft noch Herr werden,
bei den gelochten Bällen hat man keine Chance, das Sabbern zu
unterbinden. Da ich nicht gerne sabbere, für mich also bitte keinen
gelochten Knebel.
Eine weitere Variante sind
Kissenknebel. Sie bestehen aus einem rechteckigen oder elliptisch
geformten weichen Kissen, das an einem Lederband befestigt ist und am
Hinterkopf geschlossen wird. Kissenknebel sind angenehm zu tragen,
bieten ausreichend Möglichkeit zum Atmen, erlauben das Schlucken des
Speichels und lassen seiner Trägerin eine kleine Möglichkeit der
Kommunikation. Somit würde ich sie jedem empfehlen, der noch keine
Erfahrung mit Knebeln hat. Einfach mal testen.
Am besten Atmen kann man durch
Ringknebel. Sie bestehen aus einem mit Leder oder Latex umwickelten
Ring, der dafür sorgt, dass der Mund geöffnet bleibt. So kann Top
verschiedenste Dinge in Bottoms Mund stecken und sie damit ärgern
oder verwöhnen. Je nachdem. An sich eine schöne Geschichte,
allerdings empfinde ich es als nachteilig, dass der Innendurchmesser
des Rings oft recht klein ist. Liegt aber vermutlich in der Natur der
Sache. Man soll draufbeißen können, und es ist eben ein Knebel und
keine Maulsperre.
Es gibt natürlich noch viele andere
Knebelvarianten. Penisknebel, Knebel zum Aufpumpen, Horsegags,
Mundspreizer und noch viel mehr. Der Fantasie und Spiellaune sind
fast keine Grenzen gesetzt. Ich habe hier nur die genauer
beschrieben, die mir persönlich am wichtigsten sind.
Wenn man denn schon gefragt wird,
sollte man gut überlegen, ob es lieber ein kleiner komfortabler
Ballknebel, ein Lederknebel oder eben doch das Klebeband mit der
Lizenz zum Mindfuck sein darf. Hier hat man dann die Wahl der Qual
oder auch die Qual der Wahl.
Fest steht, für mich gehören Knebel
dazu. Sei es, um das Spiel abzurunden oder um mich selber vor meiner
doch manchmal etwas großen Klappe zu schützen.