Freitag, 4. Juli 2014

Blickrichtung Bondage

Ich beschäftige mich gerade vermehrt mit der Frage, was mich an Bondage kickt. Ich möchte die Begriffe „kicken“ und „mögen/lieben“ unterscheiden, denn für mich gibt es viele Aspekte auf unterschiedlichen Ebenen, die für Bondage sprechen.
Stelle ich mir die Frage, was mich an Bondage kickt, steht hier für mich der sexuelle Aspekt im Vordergrund. Bondage ist meine Art Sex so auszuleben, wie er mir Spaß macht. Es kickt mich, gefesselt und nahezu bewegungsunfähig zu sein. Ich bin meinem Partner hilflos ausgeliefert und muss das nehmen, was kommt. Ob er mich nun ein Weilchen warten lässt oder sofort zur Sache kommt, liegt nicht in meiner Hand. Gegenwehr ist im Normalfall zwecklos, steigert aber Kick, Erregung und Intensität. Genauso, wie die manchmal (für mich) unkomfortablen Positionen. Es ist schon ziemlich anregend, vom Partner so geschnürt zu werden, wie es ihm gerade passt und wie er gerade Lust darauf hat. Sicherlich spielt dabei auch eine Rolle, dass man so seine Hemmungen einfach über Bord werfen kann. Schließlich bin ich es nicht, die sich in die eine oder andere offene Position begibt, das „wird mit mir gemacht“. Eine Milchmädchenrechnung, aber sie geht auf. Das ist es, was mich an Bondage kickt: wehrlos, blind und sprachlos meinem Partner ausgeliefert zu sein, und ihm die Macht über mich zu geben.
Stelle ich mir die Frage, was ich an Bondage liebe und mag, kommen andere Aspekte zur Geltung. Ich liebe allein schon das Gefühl der Seile auf meiner Haut. Ich liebe es zu spüren, wie das Geflecht der Seile wächst und meinen Körper immer mehr umschlingt. Wie die Seile miteinander verbunden werden und sich immer fester ziehen. Ich fühle mich von den Seilen gehalten und kann entspannen. Ich muss nichts darstellen, keine Erwartungen erfüllen oder irgendwas leisten. Bondage als Möglichkeit der Erholung und geistigen Entspannung. An dieser Stelle tritt der meditative Part der Bondage zutage, auf den ich an verschiedenen Stellen im Blog bereits eingegangen bin, das letzte Mal hier.
Ein weiterer Punkt ist die ästhetische Sichtweise. Ich finde verschnürte Körper sehr schön. Egal, ob dick, dünn, durchtrainiert, hager, groß oder klein, mit Seilen umwunden sind es Kunstwerke. Sie strahlen Eleganz aus. Das liegt oft schon an der veränderten innerlichen Haltung der Seilträgerinnen. Ihre Gesichter bekommen einen anderen Ausdruck. Die Bandbreite reicht von in sich gekehrt, über entspannt und zufrieden, bis hin zu purer Lebensfreude und Spaß. Meinen eigenen Körper mag ich viel lieber anschauen, wenn er mit Seilen umschlungen ist. Auch mag ich grundsätzlich keine Fotos von mir. Es sei denn, es sind Bondage-Fotos.
Aber nicht nur die kunstvoll verschnürten Körper der Begünstigten sind hübsch anzusehen. Auch die Knotenkunst der Rigger an sich ist faszinierend und wunderschön. Ihnen dabei zuzuschauen, wie sie flink und zielstrebig einen Knoten nach dem anderen setzen, macht einfach Spaß. Viele von ihnen schaffen es, ihre Leidenschaft und ihre Kreativität auf das Publikum zu übertragen, sodass es eine Freude ist, der Interaktion zwischen Modell und Rigger zuzusehen. Rigger erschaffen Kunstwerke, die sie verändern können. Ihrer Kreativität sind da kaum Grenzen gesetzt, wenn man mal von der körperlichen Beschaffenheit der Begünstigten absieht
Es gibt viele Betrachtungsweisen von Bondage. Sexuelle, künstlerische, sportliche, spaßige und entspannende. Ich liebe all diese Aspekte und kann mir ein Leben ohne Bondage als festen Bestandteil dessen nicht mehr vorstellen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen