Es gibt viele verschiedene Wege, um
miteinander zu kommunizieren. Gerade bei heiklen oder brisanten
Themen scheiden sich die Geister, welcher der beste ist. Ich meine
damit Themen, die für einen selber schwierig sind. Das können
sexuelle Fantasien, Wünsche beim Sex oder Probleme, die man mit dem
Verhalten des Partners hat, sein. Eben solche Dinge, die man gern in
sich hineinfrisst, weil man nicht weiß, wie man sie vermitteln soll,
oder ob man sie überhaupt ansprechen soll. Welche Themen das sind,
und ob es überhaupt welche gibt, ist ganz individuell. Ich denke,
das ist beeinflusst von Erziehung und Charaktereigenschaften. Manche
Menschen sind schüchtern und unsicher, andere sind extrovertiert und
sehr sicher, manche haben Tabus, andere eben nicht.
Ich gehöre zu denen, die Probleme
lieber mit sich selbst ausmachen und am liebsten alles in sich
hineinfressen. Das ist für mich ganz einfach. Aber es hilft niemals
wirklich weiter. Irgendwann hab ich so viel in mich hineingefressen,
dass ein ganz kleiner Tropfen reicht, um das Fass zum Überlaufen zu
bringen, was dann für alle Beteiligten eher unschön ist. Also muss
es raus.
Das direkte Gespräch ist bestimmt
der optimale Weg. Man sieht die Reaktionen seines Gegenübers (Mimik,
Gestik, Körpersprache) und weiß sofort, woran man ist. Das Thema
ist raus und kann direkt besprochen und verarbeitet werden. Nun hat
die Sache aber einen Haken. Mir fällt es nach wie vor
schwer, über sexuelle Wünsche oder Fantasien zu sprechen. Ich kann
diese Dinge besser aufschreiben. So habe ich Zeit, meine Gedanken zu
ordnen und zu formulieren und außerdem ist es anonymer. Ich gebe den
Brief, oder schicke die E-Mail ab, und habe dann eine kleine
Verschnaufpause. Das mag lächerlich klingen, aber bei einigen Dingen
ist es doch so, dass ich, nachdem ich sie verfasst habe, innerlich
zittrig und aufgewühlt bin. Dann bin ich danach lieber einen Moment
mit mir alleine und kann kurz durchatmen. Manchmal habe ich auch einfach Angst vor der Reaktion. Es ist vermutlich auch
wieder eine Milchmädchenrechnung, denn ich gebe gefühlt die
Verantwortung ab. Ich warte auf die Reaktion meines Partners. Ich spreche das Thema nicht selber an, sondern lasse es ansprechen, und
bin somit aus dem Schneider. Wie gesagt, eine Milchmädchenrechnung,
die aber aufgeht und mir beim Überwinden der Hemmungen hilft.
Die Kombination von geschriebenem und
gesprochenem Wort ist für mich der beste Weg. Natürlich kann ein
geschriebener Text falsch verstanden werden. Es ist nicht immer
leicht, etwas so zu schreiben, dass es richtig rüberkommt. Nuancen,
Stimmungen und Betonungen sind nicht einfach zu erfassen und zu
vermitteln, aber da vertraue ich dann darauf, dass mein Gegenüber
nachfragt, wenn etwas zweifelhaft oder missverständlich erscheint.
Nachdem dann das Eis gebrochen ist, empfinde ich es als wesentlich
einfacher, zu reden. Der erste und für mich schwerste Schritt ist
getan, alles weitere kann besprochen werden.
Vielleicht verschiebt sich das mit
der Zeit. Vielleicht fällt es mir irgendwann nicht mehr so schwer,
über Tabuthemen zu reden. Aber solange es noch eine Hürde
darstellt, bin ich froh, nicht mit Twitter & Co.
aufgewachsen zu sein, und über ein gewisses Ausdrucksvermögen zu
verfügen.
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